Tankow (Danków) (†) (K)

An der 25 Kilometer langen Verbindungsstraße von Berlinchen nach Friedeberg liegt auf halber Strecke der Ort Tankow (Danków). Das dörfliche Gemeinwesen wird erstmals im Jahre 1300 in einer von Markgraf Albrecht von Brandenburg ausgestellten Urkunde betreffs einer Schadensregulierung zwischen ihm und dem Kloster Kolbatz erwähnt. Nach etwa vier Jahrzehnten hatte sich der Ort zur Stadt entwickelt. Dies dokumentiert ein am 24. Februar 1347 von Markgraf Ludwig in Frankfurt an der Oder signierter Brief, laut dem „der Stadt Tankowe“ die zu leistende Orbede „von 16 Mark Silbers auf 10 Mark ermäßigt“ wurde.[1] Allerdings hatte die Stadt nie eine Befestigungsmauer, sondern ihr Schutz waren der Große See (im Norden und Osten) und zwei parallel verlaufende Erddämme mit einem dazwischen liegenden Wassergraben (im Westen und Süden des fast rechtwinkligen Stadtareals befindlich). Zudem schützten zwei nicht sehr große mittelalterliche Wachtburgen den Ort. Die etwas kleinere der beiden (hölzerner oder massiver Wehrturm auf Burghügel [oberes Plateau etwa 18 × 18 Meter] von vier Metern Höhe, Erdwerk von Wasser umgeben) lag westlich der Stadt auf der Landenge zwischen dem Großen See und dem Kiehnlank-See in der Nähe der Heerstraße nach Berlinchen, die übrige (wohl steinerner Wehrturm mit angrenzendem Massivgebäude auf einem Burghügel [oberes Plateau etwa 28 × 28 Meter] von fünf Meter Höhe, Erdwerk von Ringraben umschlossen) war am südlichen Stadtrand platziert. Von beiden Wehranlagen sind die vom Zahn der Zeit gezeichneten Hügel und Gräben bis heute (März 2013) erhalten geblieben. Am 14. Dezember 1351 erhielt Betheke von der Osten von Markgraf Ludwig dem Älteren „Schloss und Stadt Tankow mit der Orbede, dem Zinse und allem Zubehör“, wie sie Henning von Wenden bis dahin zu Lehen gehabt hatte, ,,zum ewigen und friedlichen Besitz verliehen“. Doch bereits am 2. April 1352 übergab der neu an die Macht gekommene Ludwig der Römer dem Frankfurter Bürger Bruno Goldschmied Stadt und „Haus“ Tankow.[2] Es kann sicher davon ausgegangen werden, dass es sich sowohl bei dem Haus als auch beim Schloss Tankow um die am südlichen Stadtrand gelegene Wehranlge handelte, die nicht selten das Absteigequartier der Markgrafen war, wenn sie in der Neumark dem Weidwerk nachgingen oder in landespolitischer Mission unterwegs waren. Dies geschah unter anderem in den Jahren 1352, 1353, 1354, 1355, 1368, 1372 und 1519.[3]

Zu den weiteren Besitzern Tankows, das um 1500 den Stadtstatus verlor und sich zu einem Dorf wandelte, und der gleichnamigen Herrschaft gehörten unter anderem: der Landvogt und Marschall Otto von Kittlitz (de jure von 1391 bis 1402), der Deutsche Orden (von 1402 bis 1455), Borchart Papstein (ab 1465), Thomas Papstein (bis 1496, Sohn des Vorgenannten, 1527 verstorben), Hans und Jakob Papstein (von 1496 bis nach 1527, Thomas Brüder), die Herren von Papstein (bis 1788, letzter Inhaber aus dem Geschlecht war der Generalmajor Jak. Christoph von Papstein), der Major Adam Friedrich von Bock (von 1788 bis 1792), die Witwe Luise Friederike von Bock geb. von Papstein (von 1792 bis 1803), der Rittmeister Fr. Ew. von Massow (von 1803 bis 1820), die Familie von Brand (ab 1820), mehrere nicht bekannte Inhaber (in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts)[4] und Elisabeth von Erxleben geb. von Brand (wird 1907 genannt).[5]

Im Jahre 1907 verfügte der insgesamt 3907 Hektar große Gutsbezirk über folgende Nutzflächen: 699 Hektar Acker und Gärten, 47 Hektar Wiesen, 22 Hektar Weiden, 2885 Hektar Holzungen und 156 Hektar Gewässer. Außerdem gebot der landwirtschaftliche Großbetrieb über nachstehenden Viehbesatz: 46 Pferde, 100 Stück Rindvieh, 1031 Schafe und 120 Schweine.[6]

Das nach 1945 abgängige Herrenhaus Tankows war von u-förmiger Gestalt. Der schlossartige Bau bestand aus dem Haupttrakt (Streichrichtung Süd–Nord, 9 × 4 Achsen, zweigeschossig, hohes Souterrain, Walmdach, an östlicher Längsseite zwei Eckrisalite mit Freitreppe, diese von schlanken Rechtecksäulen eingefasst) und zwei in Richtung West streichenden Flügeln (je Exemplar: 4 × 3 Achsen, Geschosse und Dach wie Haupttrakt, an westlicher Schmalseite gleichfalls schlanke Rechtecksäulen). Es ist anzunehmen, dass das sogenannte Schloss in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde.[7]

Im Gegensatz zum abgängigen Herrensitz hat sich die für eine Gutsanlage relativ große Orangerie erhalten. Die von West nach Ost streichende Baulichkeit besteht aus dem Hauptgebäude (sieben Achsen, zweieinhalbgeschossig, unter Traufe Zahn- und Ornamentfries, Satteldach), einem das Haus verlängernden Flügel (Verlängerung in Richtung West, sieben Achsen, Satteldach, Traufhöhe wie Hauptgebäude, Fenster an der Südseite mit Rundbögen, besagte Seite um ca. vier Meter nach hinten versetzt) und einem im Eckbereich beider Trakte aufgeführten Anbau (zwei Achsen, eingeschossig, Pultdach). Die wie ein Herrenhaus ausschauende Orangerie (wurde nach 1945 zu Wohnzwecken genutzt) erhielt vor Jahren an ihrer Nordseite eine neue, kaum ins Auge fallende Putzfassade. Das gegenwärtig nicht mehr in Funktion stehende Gebäude hätte es aufgrund seiner Seltenheit verdient, in das Sanierungsprogramm des Ortes mit aufgenommen zu werden.

Der sich an die Orangeriesüdseite anschließende Obst- und Gemüsegarten aus gutsherrschaftlicher Zeit beherbergt eine desolate Gewächshausanlage und einen Eiskeller, der von einem drei Meter hohen Erdhügel bedeckt ist.

Der Tankower Gutspark (ca. acht Hektar) grenzt zum einen an den Großen See und zum anderen an die nach Friedeberg führende Chaussee. In der zum Teil verwilderten Anlage hebt sich der Standort des nicht mehr vorhandenen Herrenhauses als baumfreie Grasfläche noch deutlich ab.

Einige hundert Schritte östlich des Parks liegt zwischen Chaussee und Großem See mitten im Hochwald die Ruine des herrschaftlichen Mausoleums. Möchte man den verschwiegenen Ort erreichen, so ist die zur Badestelle führende Zuwegung ein willkommener Anmarschweg.

Erwähnenswert sind überdies der ca. 100 Meter lange Rest des Doppelwalls der alten Stadtbefestigung (in Seenähe gelegen) und die neogotische Backsteinkirche mit ihrem hohen Turm.

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[1] Heimatkalender für den Kreis Friedeberg Nm., hrsg. v. Kreis-Ausschuß d. Kreises, 6. Jg. (1921), S. 50

[2] Ebd., S. 51f.

[3] Ebd., S. 52ff.

[4] Ebd., S. 57–63

[5] Niekammers’s Landwirtchaftliches Güter-Adressbücher, Bd. 7: Brandenburg, Stettin 1907

[6] Ebd.

[7] o. A.: Informationstafel an ehemaliger Schule in Tankow, in Augenschein genommen am 11.3.2013

 

Abkürzungen:
(†) Untergegangenes Haus
(K) Kurzbeschreibung

  1. Tankow (Danków), Orangerie, Nordseite; Foto: D. Schnell, März 2013
  2. Tankow (Danków), Orangerie, Südseite; Foto: D. Schnell, März 2013
  3. Tankow (Danków), „Schloss“ von Südosten als Abbildung auf Informationstafel an alter Schule; Foto: D. Schnell, März 2013
  4. Tankow (Danków), Ruine des Mausoleums von Süden im Wald östlich des Ortes; Foto: D. Schnell, März 2013