Einführung

Hubertus Neuschäffer schreibt in seinem 1994 herausgegebenen Handbuch „Schlösser und Herrenhäuser in Hinterpommern“: „Die Schlösser und Herrenhäuser auch in Pommern sind nicht zu trennen von der Geschichte der allgemeinen Landesgeschichte und ihrer Menschen […] Es soll auch mit diesem Werk auf eine Thematik aufmerksam gemacht werden, die intensivster Bearbeitung bedarf, handelt es sich doch um wesentliche europäische Kulturdenkmäler, die eine Kultur widerspiegeln, die mit zu den tragenden Säulen abendländischer Kultur-, Geistes- und Wirtschaftsgeschichte zählte.“[1]

Wie sahen beziehungsweise sehen sie aber nun aus, die Schlösser und Herrenhäuser in Pommerns Grenzen von 1939? Dazu liefert uns das von 1572 bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts erschienene mehrbändige Werk „Civitates orbisterrarum“ (Titel der deutschen Ausgaben: „Beschreibung und Contrafaktur den vornembster Staet der Welt“) von Georg Braun und Frans Hogenberg mit seinen kolorierten Plan-Veduten pommerscher Residenzorte einen ersten bescheidenen Bildbeitrag.[2] 1618 ist es dann die von dem Rostocker Theologieprofesser Eilhard Lubin erstellte Pommernkarte „NOVA ILLUSTRISSIMI PRINCIPATUS POMMERANIÆ […]“, auf der 45 Stadtansichten mit den jeweiligen Fürstensitzen (allerdings nur in Miniformat), die Klöster Kolbatz (Kołbacz) und Marienfließ (Marianowo) sowie die Schlösser Saatzig (Szadzko) und Friedrichswalde (Sowno) dargestellt werden.[3] Beide Werke gewinnen vor allem durch jene Abbildungen an Bedeutung, von denen die Originale nicht mehr existent sind. Zu diesen abgängigen Haupt- und Nebenresidenzen der pommerschen Herzöge und Bischöfe von Cammin gehören: Barth, Belgard (Białogard), Bergen, Bublitz (Bobolice), Franzburg, Friedrichswalde (Sowno), Gützkow (schon vor 1618 Ruine), Körlin (Karlino), Köslin (Koszalin), Loitz, Saatzig (Szadzko), Wolgast und Wollin (Wolin).[4] Außerdem stehen auf der Verlustliste noch folgende Häuser der oben genannten Fürsten und der Grafen von Eberstein: Burg Arnhausen (Lipie), Burg Haus Demmin, Schlossanlage Friedrichsberg-Quarkenburg (Błotno), Burg Gülzow (Golczewo), Schloss Kasimirsburg (Kazimierz Pomorski), Schloss Kucklow (Kukulowo), Burg Massow (Maszewo), Burg Nassow (Nosowo), Schloss und Festung Naugard (Nowogard), Jagdschloss Neuendorf/Saal, die Oderburg (Szczecin), Burg Pollnow (Polanów), Jagdschloss Spandowerhagen und Burg Usedom, wobei allerdings zu bemerken ist, dass uns für einen Teil der hier aufgeführten Baulichkeiten keine Abbildungen zur Verfügung stehen.

Nicht ohne Resonanz, da von vorzüglicher Qualität, sollen überdies die Schlossansichten in dem von Matthäus Merian verlegten Werk „Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae“ (1652) bleiben. Unter Vernachlässigung der schon erwähnten Häuser zählen dazu: Falkenburg (Złocieniec, nach 1945 zerstört), Kallies (Kalisz Pomorski), Neuwedell (Drawno, schon vor 1945 bis auf zwei Eckbereiche abgängig), Penkun, Schivelbein (Swidwin), Stettin (Szczecin) und Ueckermünde.

Mehr Gegenwartsnähe als das Gros der vorgenannten Abbildungen besitzen die farbigen Lithografien des Berliner Hofbuchhändlers Alexander Duncker, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts (1852/53 und 1881/83) in Form eines 16-bändigen Sammelwerks unter dem Titel „Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der Preußischen Monarchie“ erschienen sind. Von den abgebildeten „Schlössern“ Dunkers ist leider ein nicht unbedeutender Posten – und das besonders in Hinterpommern – dem Zerstörungswahn der Nachkriegsjahre anheimgefallen. Zudem mussten einige Häuser dem Zeitgeist des ausgehenden 19. Jahrhunderts durch aufwendige Um- und Erweiterungsbauten Rechnung tragen. Dazu gehören beziehungsweise gehörten unter anderem: Dietersdorf (Bobrowo), Falkenburg (Złocieniec), Friedrichsdorf (Darskowo), Koseeger (Kozia Góra), Lübchow (Lubiechowo), Pansin (Pęzino), Pustow, Putbus, Quatzow (Kwasowo), Ralswiek (das Alte Haus), Ribbekardt (Rybokarty), Rohr (Trzcinno), Schötzow (Skoczów), Pennekow/Seehof (Pieńkowo Stawiska), Spantekow, Speck (Mosty), Trieglaff (Trzyglów), Varzin (Warcino), Vogelsang und Wollin/Stolp (Wolinia). Bis auf Putbus und Falkenburg sind alle vorgenannten Gebäude noch vor Ort präsent (bezogen auf das Jahr 2007), auch wenn sich mehrere von ihnen, wie zum Beispiel Lübchow, Koseeger und Wollin/Stolp, schon in einem äußerst desolaten Zustand befinden.

Weitere Bilddokumentationen zur oben genannte Thematik finden wir darüber hinaus noch in folgenden Werken: „Die Baudenkmäler der Provinz Pommern. Regierungsbezirk Stralsund“ (Ernst von Haselberg, Stettin 1881/1902), „Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin, Heft I bis XI“ (Hugo Lemcke, Stettin 1898/1915), „Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Pommern. Der Regierungsbezirk Köslin, Band I und II“ (Ludwig Böttger und Hugo Lemcke, Stettin 1911), „Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Köslin, Band III“ (Julius Kothe, Stettin 1934), „Die Kunst- und Kulturdenkmäler der Provinz Pommern. Der Kreis Bütow“ (Bernhard Bronisch, Walter Ohle und Hans Teichmüller, Stettin 1939) und „Die Kunst- und Kulturdenkmäler der Provinz Pommern. Der Kreis Kammin Land“ (Gerhard Bronisch und Walter Ohle, Stettin 1939). Allerdings nehmen die dort wiedergegebenen Schnitte und Ansichten mit Ausnahme der sehr ausführlich dargestellten Sakralbauten nur auf die kunsthistorisch bedeutsamsten Häuser der Herzöge und des Landadels Bezug. Dagegen wird in dem von Helmut Sieber vorgelegten Handbuch „Schlösser und Herrensitze in Pommern“ (hrsg. 1959) ein relativ breit gefächertes Bildmaterial vorgestellt. Freilich konnte auch Sieber den alten, aber aussagekräftigen „Duncker“ nicht außer Acht lassen, zumal ihm Ende der 1950er-Jahre kaum andere Reproduktionen entsprechenden Inhalts zur Verfügung standen. Wesentlich aktueller geben sich dagegen die fotografischen Abbildungen in den von Hubertus Neuschäffer publizierten Handbüchern „Vorpommerns Schlösser und Herrenhäuser“ (hrsg. 1993) und „Schlösser und Herrenhäuser in Hinterpommern“ (bereits oben genannt). Leider fehlt von einigen hinterpommerschen Objekten Neuschäffers der entsprechende Bildnachweis, obwohl sich die zugehörigen Häuser wie Parsow (Parsowo), Rügenwalde (Darłowo), Lauenburg (Lębork), Zezenow (Cecenowo), Vellin (Wielin), Bartin (Barcino) und andere mehr bis in die Gegenwart erhalten haben. Außerdem treten in den 1993-/94er-Ausgaben einige fehlerhafte Bild-Text-Zuordnungen in Erscheinung. Es sind dies:

1993er-Ausgabe:

  • Die dem Beitrag „Tantow“ (S. 192) zugeordnete Abbildung stellt das Herrenhaus in Damitzow dar.

1994er-Ausgabe:

  • Bei der mit „Deutsch-Puddiger“ (S. 76) betitelten Abbildung handelt es sich um das Herrenhaus Podewils.
  • Das im Beitrag „Jannewitz“ (S. 114 bis 116) beschriebene Herrenhaus weist nicht elf, sondern 15 Achsen auf. Außerdem gehört die Abbildung „Jannewitz“ (S. 116) zum nachfolgenden Beitrag auf Seite 117.
  • Die Abbildung „Jagow“ (S. 115) gibt den Jagower Wasserturm wieder, wogegen das dortige Herrenhaus (9 × 3 Achsen, zweigeschossig) als Ansicht unberücksichtigt bleibt.
  • Bei der Abbildung „Klein Soltikow“ (S. 128) handelt es nicht um das dortige Herrenhaus (dieses: zweieinhalbgeschossig, 13 Achsen, über Traufe umlaufende Attika, südliche Schmalseite mit Tumanbau, schon seit Jahren abgängig),[5] sondern um ein anderes herrschaftliches Gebäude.
  • Das in dem Beitrag „Latzig/poln. Laski Pomorski“ (S. 149f.) abgebildete Herrenhaus gehört nicht zum dort vorgestellten Gemeinwesen im Kreis Schlawe (Herrenhaus abgängig). Es verkörpert vielmehr den alten Adelssitz in Latzig (Laski Koszaliński) bei Köslin.
  • Die Abb. „Muttrin“ (S. 164) ist nicht mit dem Herrenhaus des gleichnamigen Ortes im Kreis Belgard identisch, sondern sie veranschaulicht das sogenannte Schloss Muttrin im Kreis Stolp (siehe Beitrag auf diesen Internetseiten).
  • Die zum Beitrag „Suckow a. P./poln. Żukowo“ gehörende Abbildung (S. 212) stellt de facto das Herrenhaus des Ortes Suckow (Żuków) im Kreis Pyritz dar.
  • Die mit „Pansin“ (S. 176) und „Trieglaff“ (S. 245) betitelten Abbildungen wurden miteinander vertauscht.
  • Der dem Ort Wusseken (Ośieki, bei Bütow gelegen) zugeordnete Text (S. 269) nimmt Bezug auf das Gemeinwesen Wusseken (Osieki) im Kreis Schlawe.
  • Auf der Abb. „Zühlshagen“ (S. 283) wird das Herrenhaus Friedrichsdorf bei Falkenburg (vgl. Abb. S. 85) dargestellt.

Nichtsdestotrotz sind Hubertus Neuschäffers Publikationen (Vorpommern: 105 Objektbeiträge und 105 Abbildungen; Hinterpommern: 211 Objektbeiträge und 99 Abbildungen sowie zwei Übersichtspläne) ein wichtiges Zeitdokument der deutschen Profanarchitektur im südlichen Ostseeraum und für den interessierten Laien ein brauchbarer Wegweiser zu den ehemaligen Wohnstätten des pommerschen Landadels. Wie hoch vor allem der dokumentarische Wert beider Handbücher einzuschätzen ist, zeigt der im Verlauf von zehn Jahren aufgetretene Gebäudeverlust (bezogen auf die dortigen Abbildungen, Einbußen vor 1994 nicht mitgerechnet). Dabei handelt es sich in Vorpommern um folgende Abgänge: Busow, Haus Demmin, Kruckow, Löwitz, Plötz, Sarow und Utzedel. Und für Hinterpommern sind es: Dobberphul (Dobropole, Kreis Cammin), Groß Weckow (Wiejkowo), Lübgust (Lubogoszcz), Naulin (Nowielin), Schönwerder A (Ziemomyśl A), Tolz (Tolcz) und Warnitz (Warnice, Kreis Pyritz).

Verwiesen sei zudem auf die aus Eberhard Wilkes Feder stammende Dokumentation „Güter und Gutshäuser im Kolberger Land“ (hrsg. 2004), in der etwa 60 Objekte des historischen Altkreises fotografisch (vorwiegend in Farbe) erfasst wurden. Besonders aufschlussreich sind bei Wilke die bildnerischen Gegenüberstellungen mehrerer Gebäudeansichten aus der Vor- und Nachkriegszeit, da sie die jahrzehntelange Vernachlässigung der sogenannten Schlösser, jedenfalls der meisten von ihnen, besonders deutlich vor Augen führen.

Verständlicherweise verfügt der vorpommersche Raum im Gegensatz zum heutigen polnischen Westpommern für den deutschen Leser über einen weitaus umfangreicheren Bestandsnachweis der hier in Rede stehenden Herrensitze. Dafür stehen unter anderem folgende Veröffentlichungen: „Die Kunstdenkmale des Kreises Rügen“ (von Walter Ohle und Gerd Baier, erschienen 1963); „Schlösser und Gärten in Mecklenburg“ (von Josef Adamiak, erschienen 1975); „Unterwegs zu Burgen, Schlössern und Parkanlagen in Vorpommern“ (von Neidhardt Kraus und Egon Fischer, erschienen 1991); „Schlösser und Herrenhäuser auf Rügen“ (von Sabine Bock und Thomas Helms, erschienen 1993); „Rügen – so wie es war“ (von Wolfgang Urban, erschienen 1995); „Die Bau- und Kunstdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern. Vorpommersche Küstenregion“ (hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern, erschienen 1996); „Nordvorpommern“ (von Eckhard Oberdörfer, erschienen 2002); „Das unbequeme Erbe, mecklenburgische Gutsanlagen und Herrenhäuser seit 1945“ (von Katja Schlenker, erschienen 2003); „Güter um Lassan in der Zeit von 1900 bis 1945 – Beiträge zur Lassaner Heimatgeschichte 2003“ (von Bernd Jordan und Johann Friedrich Weise, erschienen 2003); „Burgen, Schlösser, Gutshäuser in Mecklenburg-Vorpommern“ (hrsg. von Bruno J. Sobotka, Fotografien von Jürgen Strauss, erschienen 2003); „Ostvorpommern“ (von Eckhard Oberdörfer, erschienen 2006); „Der amtliche Umgang mit der Bausubstanz von Gutshäusern und Schlössern in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik. Dargestellt am Kreis Grimmen in Vorpommern (1945–1952)“ (Dissertation von Regine Freise, vorgelegt 2006), „Steinernes Gedächtnis, Gutsanlagen und Gutshäuser in Mecklenburg-Vorpommern, Band 1–5“ (von Renate de Veer, erschienen 2005/2009); „Güter, Herrenhäuser und Familien um Lassan – Beiträge zur Lassaner Heimatgeschichte 2007“ (von Klaus Berge und Bernd Jordan, erschienen 2007); „Gutshäuser und Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern, Wochenkalender“ (von Ilka Zander und Jörg Matuschat, erschien jährlich ab 2006), „Schlösser und Herrenhäuser in Pommern. Ein Kultur-Reiseführer. Grenzübergreifend – Rügen, Vorpommern, Zachodniopomorski/Westpommern. Mit einer kulturhistorischen Einführung von Michael Lissok“ (Text: Edda Gutsche, erschienen 2006), „Zamki i rezydencje na Pomorza – Schlösser und Herrenhäuser in Pommern“ (Wydawca: Zamek Książąt Pomorskich w Szczcinie, 2006; hrsg. v. Schloss der Pommernherzöge in Stettin; ein Gemeinschaftswerk der Denkmalpflegeämter Stettin und Schwerin, erschienen 2006). „Güter und Dörfer im Kreis Grimmen“ (von Wolfgang Marder, erschienen 2008), „Mecklenburg-Vorpommerns Schlösser, Burgen & Herrenhäuser“ (von Hans und Doris Maresch, erschienen 2010), „Gutshäuser und Schlösser auf der Insel Rügen, eine fotografische Zeitreise“ (von Andre Kobsch, Ilka Zander, Jörg Matuschat, o. O. u. J., erschienen um 2010), „Gutshäuser und Schlösser in Vorpommern, Teil 1, eine fotografische Zeitreise“ (von Andre Kobsch, Ilka Zander, Jörg Matuschat, o. O. u. J., erschienen um 2011) und "Schlösser und Herrenhäuser in Vorpommern" (von Wolf Karge, erschienen 2013).

Weniger über den gegenwärtigen Herrenhausbestand unseres Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern (und damit auch über den in Vorpommern) geht es in dem oben genannten Band von Katja Schlenker, sondern um die gesellschaftspolitischen Hintergründe beim Umgang mit den baulichen Hinterlassenschaften des Landadels durch die Sowjetische Militäradministration und die Landesbehörden. Die sehr aufschlussreiche und fundierte Ausgabe enthält aber auch einige Ungereimtheiten, die entweder der DDR-zeitlichen Geschichtsklitterung oder dem unsicheren Umgang der Verfasserin mit der deutschen Vergangenheit geschuldet sind. Dazu zwei Textbeispiele auf den Seiten 42 und 43:

  1. „Nach einem Befehl der SMAD vom 19. Juli 1945 sollten in Mecklenburg [gemeint ist natürlich auch Vorpommern; der Verf.] die Flüchtlinge aus den polnischen Gebieten nördlich der Warthe, in Brandenburg diejenigen aus dem Gebiet südlich der Warthe […] aufgenommen werden.“ Anm.: Die oben genannten Territorien gehörten bis Anfang 1945 nicht zu Polen, sondern zu Deutschland. Sie als polnische Gebiete zu bezeichnen entspricht also nicht der historischen Wahrheit.
  2. „Ich lebe seit dem 8. Februar 1945 in Mecklenburg. Wir kommen aus Succoro an der Ilma aus der Nähe von Stargard in Pommern […] Netzow [Dorf der Ankunft; der Verf.] war für uns ein sehr schönes Dorf.“ Anm.: Bei den im Bericht erwähnten Bezeichnungen Succoro (Ortsname) und Ilma (Flußname) handelt es sich nach allem Dafürhalten um eine Verballhornung der polnischen Worte Zukowo und Ina, die wiederum auf die zur DDR-Zeit verbotenen deutschen Bezeichnungen Suckow und Ihna, also den eigentlichen Namen, zurückgehen. Darüber hinaus ist zu bemerken, dass der Ort Neetzow nicht in Mecklenburg liegt, sondern in Vorpommern. Seine „Verlegung“ nach Mecklenburg hängt sicher mit der 1947 laut SMAD-Befehl erfolgten Streichung des Namens „Vorpommern“ aus dem offiziellen Landesnamen zusammen und dem daraus resultierenden Bemühen der Schweriner SED-Führung, für das bei Deutschland verbliebene Restpommern die Bezeichnung Ostmecklenburg durchzusetzen. Unklar ist allerdings, ob der Bericht wortwörtlich wiedergegeben wurde, oder ob er – und vieles spricht dafür – eine DDR-amtliche Zensur erfuhr. Trotz allem hätte die Verfasserin den oben genannte Sachverhalt nicht ausblenden sollen, denn nun läuft der Leser Gefahr, den Netzow-Bericht insgesamt für „bare Münze“ zu nehmen.

In dem bereits anfangs genannten Kultur-Reiseführer von Edda Gutsche „Schlösser und Herrenhäuser in Pommern“ finden neben 33 vorpommerschen „Adelsresidenzen“ auch 22 hinterpommersche Landsitze Berücksichtigung, wobei Letztere Bestandteil der heutigen polnischen Wojewodschaft Westpommern (Zachodniopomorski) sind. Die in den Kreisen Stolp, Rummelsburg, Lauenburg und Bütow gelegenen Häuser bleiben dort allerdings außen vor. Außerdem erscheinen in der Ausgabe sämtliche Objekt- und Bildbezeichnungen zum Teil beziehungsweise in Gänze auf Polnisch. Damit werden nicht nur alle noch lebenden deutschen Bewohner der erwähnten Anwesen irritiert und vor den Kopf gestoßen, sondern man möchte mit der Vernachlässigung oder Hintanstellung der ehemals deutschen Ortsnamen dem unkundigen Leser suggerieren: Diese Orte gehörten mit Ausnahme eines nur kurzen deutschen Intermezzos seit jeher zu Polen.

Die hier ebenfalls schon erwähnte Publikation „Zamki i rezydencje na Pomorza – Schlösser und Herrenhäuser in Pommern“ bietet uns nicht nur einen umfassenden Einblick in die neueste Bauhistorie der vorgestellten Objekte (Vorpommern: 15 Exemplare; Hinterpommern: 20 Exemplare, gehören allesamt zu den wichtigsten Herrensitzen der ehemaligen Provinz), sondern sie punktet ebenso mit ihren qualitätsvollen Bildwiedergaben. Bedauerlicherweise negiert aber auch diese Veröffentlichung das gesamte östliche Hinterpommern um Stolp und Lauenburg. Darüber hinaus vernachlässigt sie, ohne eine Begründung zu geben, sowohl bei der Grenzdarstellung als auch bei der Objektauswahl den Kreis Demmin, den Südteil des Kreises Grimmen und den heute zum Land Brandenburg gehörenden Teil des 1939 aufgelösten Kreises Randow. Außerdem scheint die deutsch-polnische Feder bei einigen Passagen des Einleitungstextes „von Amts wegen“ geführt worden zu sein.

Als bisher jüngste Veröffentlichung zur oben genannten Thematik gilt der hier gleichermaßen aufgelistete Band „Schlösser und Herrenhäuser in Vorpommern“ von Wolf Karge. In dem umfangreichen Werk, dessen bildnerische Qualität besonders hervorzuheben ist, werden insgesamt 126 Objekte vorgestellt. Bei diesen handelt sich überwiegend um Häuser, die in Privathand liegen und demzufolge noch relativ gut erhalten sind. Leider blieben aus dem südöstlichen Vorpommern, das seit 2011 zum Großkreis Mecklenburgische Seenplatte gehört, die besonders erwähnenswerten, aber zum Teil schon recht desolaten und ruinösen Adelssitze Broock, Gültz, Haus Demmin, Kummerow und Tützpatz in dieser Publikation ohne Resonanz. Nicht mit aufgenommen wurden auch die alten mecklenburgischen Herrenhäuser Kölzow und Dudendorf (gehören seit den Kreisgebietsreformen 2003/11 zum Kreis Nordvorpommern beziehungsweise Vorpommern-Rügen) und die nach dem Berliner Mauerfall dem Land Brandenburg zugeschlagenen „Schlösser“ Wartin, Blumberg, Schönow und Woltersdorf. Im Gegensatz dazu fanden, ob nun als Entschädigung oder Vereinnahmung, die uckermärkischen Häuser Bröllin, Klepelshagen und Linchenshöh (um Pasewalk und Strasburg gelegen, sind seit 2011 Bestandteil des Großkreises Vorpommern-Greifswald) bei Wolf Karge Berücksichtigung.

Wer sich in dem neuen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern vor allem über die Entwicklung und das Schicksal der dortigen Gutsanlagen informieren möchte, dem sei die von Sabine Bock verfasste Broschüre „Gutsanlagen und Herrenhäuser. Betrachtungen zu den historischen Kulturlandschaften Mecklenburg und Vorpommern“ (erschienen 2007) empfohlen.

Wie hier bereits angeführt, hat sich die Anzahl der pommerschen Herrenhäuser nach 1945 bedeutend vermindert. Dies geschah zum einen durch unmittelbare Kriegseinwirkungen und zum anderen durch Vandalismus, politisch motivierte Willkür und mangelnde Fürsorge. Nach dem Berliner Mauerfall kam mit der Aufgabe vieler Häuser in beiden Teilen Pommerns ein weiteres Übel hinzu, durch das sich der Hausbestand nicht nur zunehmend verschlechterte, sondern auch spürbar verringerte. Über den in der Vorwendezeit praktizierten Umgang mit den ländlichen Wohnsitzen des Adels berichtet Sabine Bock in der schon erwähnten Ausgabe „Schlösser und Herrenhäuser auf Rügen“ Folgendes: „Nachdem die größte Wohnungsnot beseitigt war und die letzten Bewohner ausgezogen waren, ließ man zum Beispiel die Herrenhäuser in Drigge, Grosow, Güstrowerhöfen, Poissow, Pluckow, Quoltitz und Saalkow leerstehen, sodass sie im Laufe der Zeit in sich zusammenfielen und oftmals als Baumaterialreservoir dienten. Eine förmliche Abrißgenehmigung wurde für keines der Herrenhäuser beantragt beziehungsweise erteilt. Die Gutsanlagen wurden Wüstungen.“[6]

Um die nach 1945 entstandenen Verluste der ehemals herrschaftlichen Wohnstätten auch zahlenmäßig zu veranschaulichen, soll hier stellvertretend für Vorpommern erneut auf die oben genannte Dokumentation von Sabine Bock eingegangen werden. Danach gab es auf Deutschlands größter Insel im Jahre 1945 insgesamt 213 Herrenhäuser und Schlösser. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte waren davon allerdings 52 Exemplare (24 Prozent) abgängig.[7] Auch für das größere Hinterpommern kann diesbezüglich leider nur ein Landkreis – in diesem Falle ist es Greifenhagen – stellvertretend in Ansatz gebracht werden. Laut „Niekammers Güter-Adreßbücher, Band I Pommern“ von 1911 existierten dort zu der Zeit 38 Güter über 200 Hektar. Darunter befanden sich neun Domänen und drei Hofkammergüter. Im Jahre 1998 waren von den Herrenhäusern dieser Besitzungen nur noch 15 erhalten. Selbst bei den als erhalten eingestuften Gebäuden traten schon zum Teil unübersehbare Schäden auf, die ihren zukünftigen Fortbestand durchaus infrage stellen können. Für den Oderkreis kann man also folgende Bilanz ziehen: 61 Prozent der Herrenhäuser gingen verloren und die übrigen blieben mehr recht als schlecht bestehen. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass der Kreis 1945 beim Forcieren der Oder stark umkämpft wurde, sodass es an den Brennpunkten des Geschehens zu besonders hohen Gebäudeverlusten kam, die im mittleren und östlichen Hinterpommern sicher um einiges geringer waren (die dortige Verlustquote beträgt etwa 40 Prozent).

Nach dem Fall der Berliner Mauer wurden die Besitz- und Eigentumsverhältnisse an den pommerschen Herrenhäusern in der Regel neu festgeschrieben. Dementsprechend änderten sich auch deren Nutzungsverhältnisse. Dies mögen die nachfolgenden Angaben verdeutlichen (Stand 2013):

  • Schloss- und Landhotels in Vorpommern: Bohlendorf, Bömitz, Dönnie, Groß Behnkenhagen, Hohendorf, Krugsdorf, Neddesitz, Mellenthin, Neetzow, Nisdorf, Prosnitz, Ralswiek, Ranzin, Rattelvitz, Schlemmin, Schmuggerow, Siedenbüssow, Spyker, Stolpe bei Anklam, Tribbevitz, Verchen, Zarrentin und Zinzow.
  • Schloss- und Landhotels in Hinterpommern: Altstadt bei Kolberg (Budzistowo), Bruchhof (Wąsosz), Bychow (Bychowo), Dampen (Dąbie), Degendorf-Charbrow (Charbrowo), Dieck (Dziki), Krangen (Krąg), Leckow (Lekowo), Matzdorf (Macijewo), Mehrenthin (Mierzecin), Nassow (Nasowo), Neuhof (Nowęcin), Patzig (Piask), Prüssau (Prusewo), Roman (Rymań), Streckenthin großes und kleines Haus (Strzekęcino), Teschendorf (Cieszyno), Treptow bei Stargard (Trzebiatów).
  • Alten- und Behindertenheime in Vorpommern: Groß Lehmhagen, Jessin und Kapelle.
  • Alten- und Behindertenheime in Hinterpommen: Berkenbrügge (Brzeziny), Cetthun (Cetuń), Friedrichsdorf (Darskowo), Hammerstein (Czarne), Heyde (Modrzewiec), Kreitzig (Krzecko), Lustebuhr (Włoscibórz), Parsow (Parsowo), Schnatow (Sniatowo).
  • Kinderheime in Vorpommern: Pentin.
  • Kinderheime in Hinterpommern: Hebrondamnitz (Damnica), Nemischhof (Niemieńko), Schöningen bei Sehmsdorf (Grędziec), Schönwalde (Zajezierze) und Speck (Mosty).
  • Kirchliche Heime in Vorpommern: Turow.
  • Erholungs- und Ferienheime in Hinterpommern: Groß Runow (Runowo), Karwitz (Karwice), Teschendorf (Cierszyno) und Tütz (Tuczno).
  • Rehabilitations- und Suchtanstalten in Hinterpommern: Funkenhagen (Gaski), Klein Machmin (Machowinko), Pleushagen (Pleśna) und Standemin (Stanomino).
  • Schulen in Vorpommern: Güzkow-Wieck.
  • Schulen in Hinterpommern: Benz (Benice), Dietersdorf (Bobrowo), Groß Justin (Gostyń), Nippoglense (Niepoględzie), Krojanke (Krajenka), Parpart (Paprotno), Poblotz (Pobłocie), Reddies (Radusz), Repzin (Rzepczyno), Schönow bei Pyritz (Jesinowo), Simötzel (Siemyśl), Steinhöfel (Kamieny Most), Stuchow (Stuchowo), Turzig (Tursko), Vahnerow (Waniorowo), Varzin (Varzino), Waldow (Wałdowo), Zadtkow (Sadkowo), Zewitz (Cewice), Zülshagen (Suliszewo) und Vietzig (Wicko).
  • Schulungshäuser beziehungsweise -heime in Vorpommern: Glashagen.
  • Schulungshäuser beziehungsweise -heime in Hinterpommern: Külz (Kulice).
  • Archive und Bibliotheken in Hinterpommern: Altdamm-Fürstenhaus (Dąbie), Böck (Buk), Plathe-Blücherschloß (Płoty), Kallies (Kalisz-Pomorski) und Stramehl (Strzmiele).
  • Museen und Kulturhäuser in Vorpommern: Granitz-Jagdschloß, Groß Schoritz, Putbus-Orangerie, und Ueckermünde-Schloss.
  • Museen und Kulturhäuser in Hinterpommern: Bad Polzin-Herrenhaus (Polczyn Zdrój), Bütow-Burg (Bytow), Cammin-Bischofspalais (Kamień Pomorski), Prillwitz (Przelewice), Rügenwalde-Schloss (Darłowo), Schivelbein-Schloss (Swidwin), Schlochau-Burg (Człuchow), Stettin-Schloss (Szczecin), Stolp-Schloss (Słupsk), Treptow an der Rega-Schloss (Trzebiatow) und Wollin-Amtshaus (Wolin).
  • Häuser, die in Vorpommern von Vereinen betreut werden: Gribow, Griebenow, Groß Schoritz, Heinrichsruh, Klempenow, Löcknitz, Ludwigsburg, Penkun, Rothenklempenow, Schlatkow, Stolpe auf Usedom und Wartin.
  • Sanierte Wohn- und Verwaltungsgebäude in Vorpommern: Alt-Jargenow, Alt Kentzlin, Alt-Plestlin, Alt-Sommersdorf, Andershof, Axelshof, Balkenkoppel, Bandelin, Bauer, Behrenwalde, Behrenshagen, Beiershagen, Berglase, Bisdamitz, Böken, Boltenhagen bei Grimmen, Bookhagen, Borken, Borrentin, Breesen, Bremerhagen, Boldevitz, Borken, Buggenhagen, Bussin (zwei Häuser), Dambeck, Damitz, Daugzin, Dennin, Dubnitz, Dumsevitz, Falkenhagen, Falkenhagen-Pachthof, Ferdinandshof, Frauendorf, Friedefeld, Gademow, Ganschvitz, Gerdeswalde, Glowitz, Gnies, Gobbin, Göslow, Granskevitz, Grischow, Groß Banzelvitz, Groß Bremerhagen, Groß Bünzow, Groß Kedingshagen, Groß Lüdershagen, Groß Mohrdorf, Groß Toitin, Grubnow, Grünkordshagen, Gültz, Heidhof, Hessenburg, Hildebrandshagen, Hohenfelde, Hohenselchow, Hoikenhagen, Holthof, Karnitz, Kartlow, Kartzitz, Kessin, Kirch Baggendorf, Kirchdorf, Klein Damitz, Klein Kedingshagen, Klein Kordshagen, Klein Kubbelkow, Klein Toitin, Klevenow, Krackow, Krakow, Kramerhof, Krebsow, Krimvitz, Krönnewitz, Kronsberg, Kückenshagen, Landsdorf, Leistenow, Libnitz, Liepen, Lietzow, Lindenhof, Löbnitz, Loissin, Losentitz, Luppath, Mellnitz, Müggenburg, Neu Bartelshagen, Neu Boltenhagen, Neuendorf auf Usedom, Obermützkow, Oldenburg, Oldendorf, Pastitz, Pentz, Poggenhof, Poppelvitz, Poppenhof, Prora-Forsthaus, Prützmannshagen, Pustow, Quitzin, Ralow, Ramin, Ramitz, Ranzow, Reischvitz, Rekentin, Ritzig-Gut (Stare Resko), Rönkendorf, Rustow, Salchow, Schlatkow (Verwalterhaus), Schmarsow, Schmatzin, Schmedshagen, Schönow an der Randow, Schwichtenberg, Semlow, Siedenbüssow, Semper, Silenz, Sissow, Steinfeld, Strelow, Stretense, Streu, Subzow, Thalberg, Thurow bei Züssow, Todenhagen, Toitz, Tramstow, Tribohm, Trissow, Ungnade, Unrow, Vanselow, Venz, Vogelsang, Vorwerk, Wietzow, Wilmshagen, Wodarg, Wolfhardtshof, Wolfshagen, Zarnekow bei Tribsees, Zarrentin bei Tribsees, Zicker und Zimkendorf.
  • Sanierte Wohn- und Verwaltungsgebäude in Hinterpommern: Albrechtsdorf (Karczno), Alt-Libbehne (Lubiana Pyrzycka), Amalienhof (Dworek), Balfanz (Białowąs), Barnow (Barnowo), Barskewitz (Barzkowice), Bartlin (Bartolino), Bewersdorf (Bobrowniki), Biziker (Biesikierz), Bolkow (Bolkowo), Bornzin (Borzęcino), Broitz (Brojce), Brotzen (Broczyna), Brünnow Altbau (Bronowo), Buchwald (Trzebichowo), Buslar (Buślary), Dalow (Dalewo), Dammen (Damno), Deutsch Puddiger (Podgóurki), Driesen (Drezdenko), Dubbertech (Dobrociechy), Dünnow (Duninowo), Gatz (Gać), Gersdorf (Gawroniec), Glowitz (Główczyce), Görke (Górki), Gramenz (Grzmiaca), Groß Benz (Bienice), Groß Gluschen (Głuszyno), Groß Jestin Gut (Gościno Dwór), Groß Küssow (Koszewo), Grumbkow (Grabkowo), Hohenleese (Leśno), Hufenberg (Bożniewice), Kappe (Kapice), Karzin (Karżcino), Klaptow (Klapotowo), Klaushagen (Przytoń), Klein Dubberow (Dobrowo), Klein Küssow (Koszewko), Kollatz (Kołacz), Kuckow (Kukowo), Langen (Légi), Lindow (Lubicz), Lucknitz (Łęknica), Martenthin (Mierzęcin), Mulkenthin (Małkocin), Natzlaff (Nacław), Nestau (Uniestowo), Neu Gutsmerow (Choćmirowo), Notzkow (Noskowo), Pansin (Pęzino), Parnow (Parnowo), Plötzig (Płocko), Poganitz (Poganice), Pritzig (Przytoko), Prüssau (Prusewo), Radawnitz (Radawnica), Radem (Radzim), Ramelow-Niedergut (Ramelowo), Reinfeld bei Rummelsburg (Barnowiec), Ribbekardt (Rybokarty), Rohr (Trzcinno), Rörchen (Rurka), Rosenhöhe (Słowianki), Saleske (Zaleskie), Sanskow (Zajączkowo), Saulin (Salino), Scheune (Gumieńce), Schinz (Sińce), Schlönwitz (Słonowice), Schöningsburg (Karsko), Schwartow (Zwartowo), Seeger (Zegrze Pomorski), Seehof-Pennekow (Stawiska), Silberberg (Swięciechów), Sonnenwald (Zalesie), Sorchow (Zoruchowo), Sterbenin (Starbienino), Trampke (Trąbki), Trienke (Trzynik), Vellin (Wielin), Vessin (Wieszyno), Vettrin (Wietrzno), Vilgelow (Wielogłowy), Warnin (Warnino), Warnitz B bei Stargard (Warnice), Warsin (Warsyn), Wierower Mühle (Wirówek), Wildenhagen (Gadom), Wobesde (Objazda), Wusseken (Ośiki), Wusterwitz (Ostrowiec), Zackenzin (Ciekocino), Zadtkow (Sadkowo), Zeblin (Cybulino), Zirkwitz (Cerkwica) und Zürkow (Syrakowice).

Bei den sanierten Wohn- und Verwaltungsgebäuden handelt sich in der Regel um privat genutzte Gebäude beziehungsweise um solche, die einem genossenschaftlichen Unternehmen oder einer Kommune angehören. Eines haben sie aber alle gemein: Sie erstrahlen zum größten Teil wieder in neuem Glanz.

Die in den vorhergehenden und nachfolgenden Abschnitten aufgeführten Objekte liegen innerhalb der pommerschen Grenzen, über die die Provinz nach dem Änderungsgesetz vom 2. September 1938 zum „Gesetz über die Gebietsbereinigungen in den östlichen preußischen Provinzen“ vom 31. März 1938 verfügte.[8] Außerdem entsprechen die hier aufgeführten Kreisnamen den amtlichen Bezeichnungen von Ende 1938, wogegen die territoriale Gliederung in Vor- und Hinterpommern gemäß der nach 1945 festgeschriebenen Staatsgrenze zwischen Polen und Deutschland vorgenommen wurde. Aufgrund der für die Gebäudeerfassung benötigten Zeitspanne von über zehn Jahren können sich die oben genannten Nutzungsverhältnisse der Gebäude bis heute (2016) durchaus in Einzelfällen geändert haben. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass nicht alle infrage kommenden Häuser bei den Erfassung berücksichtigt wurden.

Lassen wir fast am Ende dieser einleitenden Ausführungen auch den bereits anfangs genannten Helmut Sieber eine Lanze für Pommerns „Schlösser“ brechen, und zwar mit folgenden Zeilen aus seinem Handbuch: „Diese Veröffentlichung soll nicht nur dem Kreise der Familien, die auf diesen Gütern saßen, ein Genuß sein, sondern all denen, die in ihrem Herzen unvergessen die alte Heimat tragen, von der die Landgüter und Schlösser nur ein Teil sind.“[9]

Als Helmut Sieber den oben genannte Textauszug 1959 niederschrieb, war den vertriebenen Pommern ihr „Zuhause“ noch allgegenwärtig. Im Verlauf von 60 Jahren hat die überwiegende Mehrheit von ihnen allerdings das Zeitliche gesegnet und ihre Enkel und Urenkel kennen das historische Ostdeutschland nur noch vom Hörensagen. Damit sie und ihre Altersgefährten das deutsche Kulturerbe jenseits der Oder nicht ganz aus den Augen verlieren, möchte der Verfasser es mit diesem Beitrag wieder etwas aus der Versenkung holen und auf die anfangs gestellte Frage: Wie sahen beziehungsweise sehen sie überhaupt aus, die Schlösser und Herrenhäuser in Pommern, eine Antwort geben, ohne dabei auf einen der beiden Landesteile dies- und jenseits der Oder zu verzichten.

Wenn in diesem Zusammenhang auch die bedeutendsten Häuser aus der ehemaligen Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen und einem Teil der Neumark Erwähnung finden (die Gebiete gehörten gemäß dem oben genannten Änderungsgesetz erst ab 1938 zu Pommern), so geschieht dies nicht im Sinne ihrer kulturellen Vereinnahmung, sondern um sie als ostdeutsche Baudenkmäler nicht dem Vergessen anheimfallen zu lassen.

Neben den Vorzeigeobjekten und den weniger bekannten Adelssitzen werden in dieser Dokumentation auch solche Häuser vorgestellt, über die uns die einschlägige Fachliteratur nach wie vor im Unklaren lässt beziehungsweise die sich aus ruinösen Gründen schon bald für immer aus ihrem Mauerverband verabschieden werden. Zudem haben in dieser Darlegung die Besitz- und Eigentumsverhältnisse und – soweit es die lokalen Gegebenheiten zuließen – das angrenzende Umfeld der in Betracht kommenden Gebäude Berücksichtigung gefunden. Etwas ins Hintertreffen geriet dabei freilich die jüngste, das heißt, die polnische Epoche der meisten hinterpommerschen Herrenhäuser, da es über sie in den deutschsprachigen Publikationen nur ein begrenztes Informationsangebot gibt. Außerdem sei hier auf die Wiedergabe einiger Vororterlebnisse und Berichte verwiesen, die der Verfasser bei seinen Recherchen zu verzeichnen hatte beziehungsweise die ihm zu Gehör kamen (siehe hierzu folgende Objektbeiträge: Balfanz, Berkenbrügge, Böck, Boltenhagen, Groß Boschpol, Gültz, Kerstin, Klein Küssow, Nemischhof, Parow, Putzernin, Reinfeld, Stettin, Wobesde und Woedtke).

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[1] Neuschäffer, Hubertus: Schlösser und Herrenhäuser in Hinterpommern, Leer 1994, S. 10 u. 15

[2] Ewe, Herbert: Stralsunder Bilderhandschrift. Historische Ansichten vorpommerscher Städte, Rostock 1979, S. 6

[3] Siehe hierzu das Faksimile der von Eilhard Lubin erstellten Pommernkarte und Ewe, Herbert: Stralsunder Bilderhandschrift. Historische Ansichten vorpommerscher Städte, Rostock 1979, S. 8f.; da in Lubins Werk auch die 22 Stadtansichten der bis 1615 fertiggestellten Stralsunder Bilderhandschrift in verkleinerter Form übernommen wurden, liegen diese, da noch vorhanden und von Herbert Ewe 1979 veröffentlicht, auch im Großformat vor.

[4] Vgl. auch Porada, Haik Thomas: Das pommersche Bergwerk. Die Bodden, Haffe und Strandseen Pommerns in der fürstlichen Herrschaftspraxis vom 15. bis zum frühen 17. Jahrhundert (Beiträge zur pommerschen Landes-, Kirchen- und Kunstgeschichte, Band 13), Schwerin 2009, Abb. 31

[5] Bussche, Ariane Freifrau von dem: Soltikow, in: Vollack, Manfred: Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch, 2. Band: Die Städte und Landgemeinden, hrsg. i. Auftr. d. Heimatkreises Schlawe v. unter Mitarbeit v. Ernst H. v. Michaelis und vielen Landsleuten aus dem Kreis Schlawe, Husum 1989, S. 1198 u. 1200

[6] Bock, Sabine; Helms, Thomas: Schlösser und Herrenhäuser auf Rügen, Bremen 1993, S. 17

[7] Ebd., S. 118f.

[8] Schley, Christoph: Das Wappen der Grenzmark Posen-Westpreußen, in: Pommern, Zeitschrift für Kultur und Geschichte, XL. Jg. (2002), Heft 3, S. 30

[9] Sieber, Helmut: Schlösser und Herrensitze in Pommern, 3. Aufl., Frankfurt am Main 1978, S. 24f.