Schlackow (Złakowo) (†) (K)

Der Ort Schlackow (Złakowo) grenzt im Norden an das große Waldmassiv der westlich von Stolpmünde gelegenen Dünenheide. Im Jahre 1493 wurde der herzogliche Vogt des Amtes Rügenwalde, Georg von Kleist, mit einem Anteil von Schlackow belehnt. Weitere Anteilsinhaber waren später die v. Below und v. Natzmer. Nachfolgend, wahrscheinlich seit Mitte des 17. Jahrhunderts, wurde das Gemeinwesen ein Puttkamersches Lehen, das um 1790 drei Vorwerke, vier Bauern, drei Kossäten, einen Schulmeister und drei Fischerkaten mit insgesamt 17 Feuerstellen aufweisen konnte. Außerdem gliederte sich der Ort zu der Zeit in die Teile A und B. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges verkaufte Georg von Puttkamer das aus den oben genannten Anteilen hervorgegangene Gut an Wilhelm Graf von Zitzewitz. Besitznachfolger wurde 1916 dessen Sohn Georg. Dieser veräußerte das herrschaftliche Anwesen (1800 Hektar) im Jahre 1936 an die Pommersche Landgesellschaft, die über ihren Neuerwerb, wohl ohne ihn parzelliert zu haben, bis Anfang 1945 verfügte. Neben dem Gut gab es im Ort noch zwölf Bauern und Kossäten mit Hofgrößen von acht bis 25 Hektar.

Am 8. März 1945 wurde Schlackow von der Roten Armee besetzt. Unmittelbar danach mussten alle Einwohner den Ort für mehrere Wochen verlassen und sich in Notzkow, Seehof und Natzmershagen eine Notunterkunft suchen. Als sie nach Ablauf der gesetzten Ausliegefrist wieder nach Hause durften, hatte man ihre Wohnungen geplündert und verwüstet. Ab Weihnachten 1945 nahmen aus Polen zugezogene Familien die ersten Höfe in Besitz, ein Grund mehr, alle deutschen Eigner der Anwesen „Weihnachten 1946 bei eisiger Kälte von –30°“ aus dem Ort zu vertreiben. „Die Gutsarbeiter wurden mit ganz wenigen Ausnahmen bis 1957/58 festgehalten.“ Erst danach gestattete man ihnen die Ausreise in die BRD.[1]

Das Schlackower „Schloss“ wurde etwa um 1860 nach zehnjähriger Bauzeit fertiggestellt. Der im Tudorstil aufgeführte Herrensitz (differenzierter Baukörper, Streichrichtung Südwest–Nordost, knapp 80 Meter lang, Innenausbau durch Tischlermeister August Stüwe, 1958 abgebrochen) bestand aus dem Hauptgebäude (zweieinhalbgeschossig, unterkellert, dreigeschossiges Zentrum in Querlage positioniert, dieses an den Längsseiten jeweils als Mittelrisalit ausgebildet, beide Risalite mit Altan, vor nordwestlichem Exemplar Auffahrtsrampe) und zwei auf einer Linie liegenden Flügeln. Von ihnen verfügte das südwestliche Exemplar (zweigeschossig, beidseitig um einige Meter eingerückt) an seiner Nordwestfront über einen fünfgeschossigen Rechteckturm (mit zinnenbekönter Türmchenzier), das nordöstliche Exemplar (eingeschossig, große Rundbogenfenster) wies an der Schmalseite zwei dreigeschossige Eckwarten auf. Dank seiner Türme, Zinnen und Zierformen konnte sich das Schloss, von dem heute nur noch ein überwucherter Schuttberg übrig geblieben ist, durchaus mit so bekannten Häusern wie Neetzow, Kartlow oder Varchentin in Mecklenburg messen. Zudem lag es ebenso wie jene in einem ausgedehnten Park (ca. zwölf Hektar). Fast im Zentrum der heute verwilderten Anlage befindet sich eine weitere Schutthalde (ca. 32 × 12 Meter Ausdehnung, 90 Meter östlich des Schlossstandortes gelegen), die nach allem Dafürhalten auf den nicht beräumten Rest eines zerstörten Gartenhauses oder Orangeriegebäudes zurückgeht. Außerdem kann man im Schlackower Park ein ausgedehntes Teichgewässer (früher mit Fontäne), ein halb verbuschtes Wegenetz und eine mächtige Eiche von über sechs Metern Umfang in Augenschein nehmen. Der schon etwas betagte Baumveteran steht im nordwestlichen Parkbereich an der Grenze zum ehemaligen Wirtschaftshof, wo er den noch höheren Schornstein der alten Gutsbrennerei fast zum Nachbarn hat.

Freilich besaß auch das schlossartige Herrenhaus ein Vorgängergebäude. Dieses sogenannte Alte Haus (Mitte des 19. Jahrhunderts durch Brandstiftung vernichtet) lag im Gegensatz zu dem weit größeren Nachfolgebau nicht an der östlichen, sondern an der westlichen Hofseite.[2]

Der anfangs erwähnte Schuttberg auf der Abrissstätte des „Schlosses“ verbarg sich sowohl 2001 als auch 2006 unter einem undurchdringlichen Gewirr von Brombeerranken und Gesträuch, sodass er nur schwer zu lokalisieren war. Etwa 70 Meter davor stand in der Nähe der hofseitigen Zuwegung ein großes Blechschild mit der polnischen Aufschrift „Privatgelände, betreten nicht gestattet“.

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[1] Theis, Gerda: Schlackow, in: Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch, 2. Band – die Städte und Landgemeinden, hrsg. i. Auftr. d. Heimatkreises Schlawe v. Manfred Vollack unter Mitarbeit v. Ernst H. v. Michaelis und vielen Landsleuten aus dem Kreis Schlawe, Husum 1989, S. 1154f.

[2] Ebd., S. 1152ff.

 

Abkürzungen:
(†) Untergegangenes Haus
(K) Kurzbeschreibung

  1. Schlackow (Złakowo), Schloss von Westen, aus: Der Kreis Schlawe. Ein pommersches Heimatbuch, Bd. 2, hrsg. v. Manfred Vollack, Husum 1989 (derzeit nicht dargestellt)
  2. Schlackow (Złakowo), Mauerreste des abgängigen Schlosses; Foto: D. Schnell, April 2001
  3. Schlackow (Złakowo), Speichergebäude mit Brennereischornstein von Südosten; Foto: D. Schnell, April 2001