Neides (Niedysz) (†) (K)

Der Ort Neides (Niedysz), nur zwei Kilometer südlich von Karnitz (Kreis Greifenberg) gelegen, wird erstmals als Dompfründegut in einem 1321 abgeschlossenen Vertrag zwischen den pommerschen Herzögen und dem Camminer Bischof genannt.[1] Bereits ab dem 16. Jahrhundert gehörte das Gemeinwesen den Herren von Karnitz auf Karnitz. Als deren Geschlecht am Ende des 18. Jahrhunderts im Mannesstamme erlosch, gelangte Neides mit dem oben genannten Hauptort an den Kammerherrn Sigmund von Brockhusen (bis 1801) und nachfolgend an weitere namhafte Vertreter des Adels und des Bürgertums in Preußen (siehe hierzu Beitrag Karnitz).

1945 fiel Neides wie ganz Hinterpommern an Polen. Im Zuge der Inbesitznahme wurde die pommersche Bevölkerung des Ortes in Richtung Mittel- und/oder Westdeutschland ausgewiesen.

Das Neideser Herrenhaus war ein „zweigeschossiger Putzbau rechteckigen Grundrisses“, dessen Mörtelbelag an einigen Stellen große Lücken aufwies, sodass „man den mittelalterlichen Verband der Ziegel“ erkennen konnte.[2]

In dem herrschaftlichen Gebäude gab es ein „Ölgemälde auf Holz“, das einer neueren Tür in der Diele als Füllung diente. Bei der Darstellung auf dem Bild handelte es sich um das ehemalige „Feste Haus Neides“. Dieses hatte, soweit erkennbar, folgendes Aussehen: zwei nebeneinander stehende Risalite (je Exemplar: zweigeschossig, drei Achsen, dreiecksübergiebelt), dahinter der Hauskörper (zweigeschossig, die rechte Außenkante der Risalite – vom Vorplatz aus gesehen – um eine Achse überschreitend), zur rechten Hand desselben ein großer und kleiner Turm und angrenzend ein Wassergraben mit Brücke. Letztere lassen vermuten, dass es sich bei dem „Festen Haus“ um ein sogenanntes Wasserschloss handelte.

Nach Hugo Lemcke befand sich im Obergeschoss des Gebäudes ein altes „Spruchzimmer“, das 1915 als Kornboden diente. In dem Zimmer waren die oberen Gefache zwischen den bemalten Holzbalken der Zwischenwände mit insgesamt elf „Sprüchen der Weisheit“, die durch symbolische Gemälde erläutert wurden, versehen. Drei dieser im Jahre 1679 aufgetragenen Sprüche hatten folgenden Wortlaut:

  • „Wenn Neid brennte wie fewer So wär das Holtz nicht so thewer.“ Darunter hatte man ein Auge gemalt.
  • „BIAS. Plures pravi. Der Bösen sein die meisten.“
  • „THALES. Sponde noxa adest. Werde Bürge (Gelobe für einen andern), der Schade ist vorhanden.“[3]

Über den Bauherrn und die Grundsteinlegung des „Wasserschlosses“ schweigen die historischen Quellen. Auch ist nicht bekannt, wann es seine Türme und Wassergräben verlor. Mit ziemlicher Sicherheit ist jedoch davon auszugehen, dass das überbaute Haus nach 1945 abgerissen wurde. Als der Verfasser im November 2005 den mutmaßlichen Standort des abgängigen Gebäudes in Augenschein nahm, waren dort weder Mauer- noch Fundamentreste auszumachen. Erhalten hatten sich lediglich zwei prächtige Linden und einige in der Nähe stockende Obstbäume. So wie das Herrenhaus waren auch die meisten übrigen Gebäude des Gutes verschwunden. Noch vorhanden waren lediglich ein langer Stall (wurde bewirtschaftet) und ein relativ gut erhaltenes Wohnhaus jüngeren Datums.

–––

[1] Lemcke, Hugo (Bearb.): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin, hrsg. i. Auftr. d. Ges. f. Pom. Gesch. u. Altertumskunde, Heft XI: Kreis Greifenberg, Stettin 1915, S. 146

[2] Ebd.

[3] Ebd., S. 146ff.

 

Abkürzungen:
(†) Untergegangenes Haus
(K) Kurzbeschreibung

  1. Neides (Niedysz), „altes Gemälde des früheren Schlosses“, aus: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Stettin, hrsg. im Auftrage der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde von Hugo Lemcke, Heft XI. Kreis Greifenberg, Stettin 1915, S. 147, Fig. 98