Lanckensburg (†) (K)

Lanckensburg liegt in der Nähe von Altenkirchen auf der Rügener Halbinsel Wittow. Das sich bis 1742 noch Zützitz nennende Gemeinwesen wird erstmals 1314 mit 20 ½ Hakenhufen erwähnt.[1] Wahrscheinlich befand sich das Lehen schon zu der Zeit in der Hand der Familie von Platen. 1532 bestand der Ort aus fünf Bauernhöfen und vier Katen mit insgesamt sieben Hufen. Außerdem melden die Annalen:

1577: ein Wohnhof des Henning Normann sowie zwei Bauernhöfe und vier Katen

1694: fünf Bauernhöfe von je 45 Morgen und einen Kossätenhof von sechs Morgen

1741: fünf Bauern und einen Kossäten

1742: das Dorf ist „gänzlich gelegt, nachdem Hochwohlgeboren v. Lanken dasselbe von v. Bohlen gekauft und einen Hof daraus gemacht hat“[2]

Seither waren die von der Lancken dort bis in das 20. Jahrhundert hinein die Besitzer des Gutes. Zu ihnen gehörte unter anderem die 1905 namhaft gemachte Witwe Marie von der Lancken geb. von Berg.[3]

Im Jahre 1939 verfügte das Gut über einen Flächenumfang von 253 Hektar, davon waren 236 Hektar Acker und Gärten und 10,5 Hektar Wiesen. Zudem gebot der landwirtschaftliche Großbetrieb über folgenden Viehbesatz: 17 Pferde, 90 Stück Rindvieh, 600 Schafe und 120 Schweine.[4]

Über das nach 1960 abgängige Herrenhaus[5] berichten Walter Ohle und Gerd Baier Folgendes: „18. Jahrhundert, um 1910 modernisiert und erweitert, ursprünglich eingeschossiges massives Traufenhaus von acht Achsen Länge mit Frontispiz auf der Vorderseite, Krüppelwalmdach und Kronenbedeckung. Bei der Modernisierung wurde die Vorderseite aufwendig verblendet und an der linken Schmalseite ein turmartiger dreigeschossiger Anbau errichtet.“[6] Der hier angesprochene Anbau zeichnet sich bis heute (April 2012) als Trümmerfortsatz der vom Haus übriggebliebenen Schutthalde (unter derselben noch Teilbereiche des alten Gewölbekellers nachweisbar) deutlich ab. In Auswertung einiger Mauerreste der Halde bestand das L-förmige Doppelhaus aus dem Altbau (etwa 30 × 14 Meter, eingeschossig, Streichrichtung Ost–West) und dem an die westliche Schmalseite in Querlage angefügten Neubau (ca. 22 × 14 Meter, dreigeschossig), der die Nord- beziehungsweise Gartenseite des barockzeitlichen Gebäudes um acht Meter überschritt.

Der hinter dem Haus stockende Park (ungefähr zwei Hektar) wurde nach 1835 angelegt.[7] In der heute verwilderten Anlage befinden sich zwei nach 1945 errichtete Neubauernhäuser.

Auf dem zum Gut gehörenden Wirtschaftshof befindet sich ein beeindruckendes Speichergebäude, dessen imposanter hofseitiger Giebel in Pommern kaum seinesgleichen hat. Nach dem Denkmalband „Vorpommersche Küstenregion“ ist das 1920 errichtete Gebäude von folgender Gestalt: „Giebelständiger viergeschossiger neunachsiger Putzbau mit drei abgestuften Dachgeschossen, davon zwei mit steilen Pultdächern und Teerpappeindeckung, das oberste mit Satteldach […] Vor dem Erdgeschoss der Giebelseiten überdachte beziehungsweise ins Gebäude gezogene Verladerampe […] Zu beiden Seiten schließen langgestreckte anderthalbgeschossige Stallflügel an.“[8] Bezüglich der oben genannte Zeilen ist allerdings zu bemerken, dass von den angegebenen Stallflügeln das südliche Exemplar nach 1995 verschwunden ist. Des Weiteren sei hier auf den gegenwärtig mehr oder weniger verwahrlosten Zustand der auf uns überkommenen Ökonomiegebäude aus der Guts- und LPG-Ära verwiesen.

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[1] Ohle, Walter; Baier, Gerd (Bearb.): Die Kunstdenkmale des Kreises Rügen, Leipzig 1963, S. 318

[2] Ebd.

[3] Niekamner’s Landwirtschaftliches Güter-Adressbücher, Bd. 2, Pommern, Stettin 1905

[4] Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbücher, Bd. 9, Reihe 1: Pommern, Leipzig 1939

[5] Bock, Sabine; Helms, Thomas: Schlösser und Herrenhäuser auf Rügen, Bremen o. J., S. 67

[6] Ohle, Walter; Baier, Gerd (Bearb.): Die Kunstdenkmale des Kreises Rügen, Leipzig 1963, S. 318

[7] Ebd.

[8] Baier, Gerd; Ende, Horst; Dräger, Beatrix; Handorf, Dirk; Oltmanns, Brigitte (Bearb.): Die Bau- und Kunstdenkmale in Mecklenburg-Vorpommern. Vorpommersche Küstenregion. Stralsund – Greifswald – Rügen – Usedom, hrsg. v. Landesamt f. Denkmalpflege Mecklenburg, Berlin 1995, S. 535

 

 

Abkürzungen:
(†) Untergegangenes Haus
(K) Kurzbeschreibung
LPG – landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft

  1. Lanckensburg, Gutsspeicher von Südosten; Foto: D. Schnell, April 2012
  2. Lanckensburg, ehemaliges Silo von Süden; Foto: D. Schnell, April 2012
  3. Lanckensburg, Treppe an der ehemaligen westlichen Schmalseite des abgängigen Herrenhauses, davor Reststück vom Traufgesims; Foto: D. Schnell, April 2012