Krampe (Krępa) (†) (K)

Der Ort Krampe (Krępa), etwa 20 Kilometer südöstlich von Köslin gelegen, ist ein altes Lehen derer von Versen. Das aus Niedersachsen stammende Geschlecht (saß 1160 auf der Burg Veerßen bei Uelzen) kam am Ende des 13. Jahrhunderts nach Hinterpommern. Dort wurde es mit den Orten Burzlaff (vor 1300), Mandelatz (vor 1300) und Krampe (1385) belehnt. Seither lagen die drei Grundherrschaften beziehungsweise späteren Güter bis 1945 in von Versen’scher Hand. Aus dem auf Krampe ansässig gewesenen Familienzweig, aber auch aus den russischen, schwedischen und baltischen Zweigen des Geschlechts gingen hohe und höchste Militärs hervor. Genannt werden vor allem vier schwedische Feldmarschälle und der unter Kaiser Wilmelm II. dienende Reitergeneral und Kommandierende General des III. Armeekorps.

Im Jahre 1756 war der Hauptmann Lorenz Reinhard von Versen „in Crampe erbsessen“. Zu seinen Besitznachfolgern gehörten unter anderem: Ludwig und Ewald von Versen (minderjährige Söhne des Ernst Heinrich von Versen, werden 1804 erwähnt), Rudolf von Versen (seit 1858, unmittelbarer Nachfolger nicht bekannt) und der Königlich-Preußische Oberstleutnant a. D. und Rechtsritter des Johanniter-Ordens, Wilhelm von Versen (bis 1945). Mit seinem Tode am 16. September 1953 in Berchtesgaden endete die lange Reihe der Herren von Versen auf Krampe.[1]

Nach der Einnahme des Ortes durch die Rote Armee im Frühjahr 1945 unterstand das Gut anfangs dem sowjetischen Militär, um später in polnischen Besitz überzugehen. Die noch daheimgebliebenen pommerschen Einwohner mussten Krampe in Richtung Mittel- und Westdeutschland verlassen.

Das schlossartige Herrenhaus wurde Anfang des 20. Jahrhunderts auf alten Fundamenten im Stil der Loire-Schlösser um- und ausgebaut. Mit seinen Türmen, Arkaden und Erkern besaß es alle architektonischen Voraussetzungen, dem landläufigen Schlossbegriff Genüge zu tun. Der gedoppelte L-förmige Gebäudekomplex bestand aus dem Corps de Logis (11 × 3 Achsen, Streichrichtung Südost–Nordwest, zweigeschossig, Souterrain aus gespaltenen Findlingen, Krüppelwalmdach, an nordöstlicher Längsseite einachsiger Mittel- oder Eingangsrisalit mit Schweifgiebel, zur rechten Hand desselben – vom Vorplatz aus gesehen – Seitenrisalit, an dessen Nordecke dreigeschossiger Rundturm mit hoher Kegelhaube, vor südöstlicher Schmalseite Terrasse, an Südostecke Halbturm mit Glockenhaube, dieser dreiecksförmig aus der Hausflucht hervortretend), dem in Verlängerung der oben genannten Seite (Richtung Nordost) fluchtenden Flügel Nr. 1 (4 × 2 Achsen, Souterrain wie Hauptgebäude, zweigeschossig, Krüppelwalmdach mit Gauben und Dachreiter, am Flügelende bodenständiger Erker in Dreiecksform, an Ostecke dreigeschossiger Rundturm mit hoher Kegelhaube) und dem Flügel Nr. 2 (1 × 2 Achsen, Souterrain wie Hauptgebäude, zweigeschossig, Krüppelwalmdach, Streichrichtung Südwest in Verlängerung der nordwestlichen Hauptgebäude-Schmalseite). Zu den vier Türmen des Hauses gehörten zum einen der hochaufragende „Belfried“ (2 × 2 Achsen, Rechteckform, fünfgeschossig, an Südostseite des vierten Obergeschosses Arkadenreihe von Rundsäulen getragen, an Südecke bodenständiger Erker, zur rechten Hand desselben Altan, hohes Walmdach mit Laterne, an südwestlicher Hauptgebäude-Front in Nähe der Südecke gelegen) und zum anderen die beiden schon genannten Rundtürme sowie ein im Eckbereich von Hauptgebäude und Flügel Nr. 1 stockender Turm (wohl dreigeschossig, ebenfalls schlanker Kegelhelm mit Laterne). Erwähnenswert ist ferner eine weitere Terrasse (überdacht) zwischen „Belfried“ und Flügel Nr. 2. Außerdem sei darauf verwiesen, dass die Sockelbereiche von „Belfried“, Altan und südostseitiger Terrasse vom kühlen Naß der sich anschließenden Teichanlage umspült wurden.[2]

Geblieben sind von dem ganzen herrschaftlichen Anwesen einige Fundamentreste des „Schlosses“ (Granitquader), eine halb zerfallene Parktoranlage, bestehend aus je einem separaten Tor- und Turmgebäude, und ein noch relativ gut erhaltenes „Inspektorhaus“. Das nachweislich erste Kramper Herrenhaus wurde von den Söldnern Johann T’Serclaes von Tillys während des Dreißigjährigen Krieges niedergebrannt, dessen Nachfolgebau wurde im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) von den Russen zerstört und das „Schloss“ aus dem 19. Jahrhundert steckten die Polen 1945 in Brand.[3] Damit wurde einer der schönsten Herrensitze ganz Pommerns, der sich durchaus mit Schlemmin und Ralswiek messen konnte, dem Erdboden gleichgemacht.

Der sich um die Fundamentreste des abgängigen Hauses ausbreitende Park gehört mit einer Fläche von ca. 24 Hektar zu den großen Gärten zwischen Damgarten und Groß Boschpol. In der verbuschten und verwilderten Anlage haben neben den schon erwähnten Baulichkeiten und der neogotischen Kapelle (backsteinsichtig, mit Gruftgewölbe) noch ein lang gestrecktes mehrteiliges Teichgewässer sowie ein kleiner Erdhügel, wahrscheinlich der Standort eines vormaligen Belvederes, die PGR- und Nachwendezeit überdauert.

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[1] Schwenkler, Franz: Köslin. Die siebenhundertjährige Geschichte einer pommerschen Stadt und ihres Kreises, hrsg. i. Auftr. d. Heimatkreisausschusses Stadtkreis Köslin und Landkreis Köslin-Bublitz u. mit Unterstützung d. Patenschaftsträger Stadt Minden u. Kreis Eckernförde, 2. Aufl., Eckernförde 1988, S. 469f.

[2] Ebd., S. 554; siehe hierzu auch Frahne, Dietrich: Mau Mau im Spechtsdorfer Zipfel, in: Heimatgruß-Rundbrief Arnswalde/Neumark, 281. Folge, Mai/Dezember 2009, zit. n.: Die Pommersche Zeitung, Folge 11/10, 20. März 2010, S. 9, und Loeck, Gottfried (Hrsg.): Pommern in 1000 Bildern, Regenstauf 2012, S. 381

[3] Schwenkler, Franz: Köslin. Die siebenhundertjährige Geschichte einer pommerschen Stadt und ihres Kreises, hrsg. i. Auftr. d. Heimatkreisausschusses Stadtkreis Köslin und Landkreis Köslin-Bublitz u. mit Unterstützung d. Patenschaftsträger Stadt Minden u. Kreis Eckernförde, 2. Aufl., Eckernförde 1988, S. 469f.

 

Abkürzungen:
(†) Untergegangenes Haus
(K) Kurzbeschreibung
PGR – Państwowe Gospodarstwo Rolne (Staatlicher Landwirtschaftsbetrieb)

  1. Krampe (Krépa), Schloss von Osten, aus: Schwenkler, F.: Köslin. Die siebenhundertjährige Geschichte einer pommerschen Stadt und ihres Landkreises, Eckernförde 1988, S. 554 (Bild aus Urheberrechtsgründen derzeit nicht dargestellt)
  2. Krampe (Krępa), Fundamentreste des abgängigen Schlosses; Foto: D. Schnell, April 2001
  3. Krampe (Krępa), ruinöses Parktor von Südwesten; Foto: D. Schnell, April 2001
  4. Krampe (Krępa), ruinöser Turm mit desolatem Parktor von Osten; Foto: D. Schnell, April 2002
  5. Krampe (Krępa), Wohngebäude im Schlosspark von Süden; Foto: D. Schnell, April 2001
  6. Krampe (Krępa), Schloss von Süden, historische Ansichtskarte, aus: Csalner, H.: Bilder aus Hinterpommern, Eggelsheim 2002, S. 381 (Bild aus Urheberrechtsgründen derzeit nicht dargestellt)