Falkenburg (Złocieniec) (†) (K)

Die Stadt Falkenburg (Złocieniec) liegt am Rande der Pommerschen Schweiz zwischen Stargard und Neustettin. Das dortige Gebiet unterstand zu Anfang des 14. Jahrhunderts Waldemar von Brandenburg. Dieser verpfändete es 1317 für 14 Jahre an den Bischof Heinrich von Cammin, von 1402 bis 1455 gehörte es dem Deutschen Ritterorden und danach hatten es wieder die brandenburgischen Markgrafen in Besitz.[1] Im Zuge der preußischen Gebietsreform wurde der seenreiche Landstrich schließlich 1816 der Provinz Pommern zugeschlagen.[2]
Erstmals erwähnt wird Falkenburg im Jahre 1251 in einer Posener Grenzurkunde. Möglicherweise errichteten die Templer dort in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Burg, die am Zusammenfluss von Drage und Vansow liegend für das Land von wehrstrategischer Bedeutung war. Es ist freilich auch nicht ausgeschlossen, dass der 1312 auf „Valkenborch“ gesessene Hasso von Wedel für den Bau der Feste verantwortlich zeichnete.[3] Unter seiner oder seines Nachfolgers Regie wurde der burgnahen Siedlung 1333 das brandenburgische Stadtrecht verliehen.[4] Ab 1327 machten die Herren von Wolde den Wedels das Burglehen streitig. Allerdings schafften sie es trotz polnischer Unterstützung nicht, ihre Konkurrenten aus Falkenburg zu verdrängen (sie waren dort noch 1436 besitzrechtlich vertreten). Nach 1470 fiel ein Anteil des Burglehens an den auf Labes und Pansin gesessenen Heinrich von Borcke. Besitznachfolger wurde dessen Sohn Carsten, der später auch die beiden übrigen Anteile erwarb, sodass er nun über ganz Falkenburg verfügen konnte. Als der Besagte 1533 das Zeitliche gesegnet hatte, hinterließ er drei Söhne, von denen Matzke von Borcke das Erbe antrat. Matzkes Besitz wurde jedoch schon bald von Markgraf Johann von Küstrin eingezogen, da sich der widerspenstige Lehnsmann den Anordnungen seines Fürsten widersetzt hatte. Der Gedemütigte floh daraufhin nach Pansin, wo er 1569 für immer die Augen schloss. Erst seinen Söhnen gelang es kurz vor 1600, Falkenburg wieder in die Verfügungsgewalt der Familie zurückzuführen. Deren letzter Vertreter auf dem Schloss, Heinrich von Borcke, verstarb 1824. Zu seinen Besitznachfolgern gehörten unter anderem: die Witwe des Verstorbenen (von 1824 bis 1836), Bernhard von Mellenthin (von 1842 bis 1878, Großneffe des Heinrich von Borcke, seine Ehefrau war eine geborene von Knebel-Döberitz aus dem benachbarten Friedrichsdorf), Witilo von Griesheim (von 1878 bis 1893) und der Kammerherr Kurt von Griesheim (von 1893 bis zum 25. Januar 1945, Sohn des Vorgenannten).[5]
Im Jahre 1939 verfügte „Falkenburg Schloß“ über einen Flächenumfang von 3033 Hektar, davon waren 655 Hektar Acker und Gärten, 1872 Hektar Holzungen und 240 Hektar Gewässer. Außerdem belief sich der gutseigene Viehbestand auf folgende Stückzahlen: 57 Pferde, 223 Rinder und 433 Schweine.[6]
Das Falkenburger Schloss, von dem nur noch einige Fundament- und Kellerreste übriggeblieben sind, geht auf die bereits anfangs genannte Burg zurück. Diese alte Grenzfeste zu Polen (glich ursprünglich wohl der Tützer Wehranlage) stand auf einem künstlich angelegten Hügel am nordwestlichen Stadtrand. Noch heute wird der sogenannte Burgberg (ca. 50 × 44 Meter) an seiner Nordwest- und Nordostseite vom Wasserlauf der Drage tangiert. Die beiden übrigen, in Richtung Stadt weisenden Flanken des Hügels schützte ein tiefer Ringgraben, der nach 1945 als Abfallgrube diente und zugeschüttet wurde. Die Grundmauern und ein Teil des aufsteigenden Mauerwerks der L-förmigen Schlossanlage stammten noch, jedenfalls die des Haupttraktes, aus dem späten Mittelalter. Über das damalige Gebäude berichtet Julius Kothe 1934 Folgendes: „Bestehend aus einem von Süd nach Nord gerichteten und einem zweiten, am Nordende im rechten Flügel [muss sicher Winkel heißen; d. Verf.] anschließenden, von West nach Ost gerichteten Flügel, von spätmittelalterlicher Anlage; im Keller der Westseite das Verließ eines Turmes; am Ostende des Erdgeschosses ein Raum mit rundbogigem Netzgewölbe aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Stattlicher Neubau über dem alten Grundriß 1904.“[7]
Das von Südwest nach Nordost streichende Hauptgebäude (ca. 35 × 15 Meter, zweigeschossig, Mansardendach) verfügte, wie bereits oben erwähnt wurde, in Verlängerung seiner nordöstlichen Schmalseite über einen in Richtung Südost streichenden Flügel (ca. 18 × 11 Meter, dreigeschossig, hofseitig vier Achsen, südöstliche Schmalseite mit Schweifgiebel und aufgeständerter Veranda). Nach Karl Ruprecht ist das Schloss „1700 wiederhergestellt und in den Jahren 1780, 1854 und 1906 umgebaut worden“.[8] Im Zuge des 1854 erfolgten Umbaus wurde der zweigeschossige Trakt mit einer neogotischen Fassade versehen. Zu dieser gehörten unter anderem ein in Traufhöhe liegender Zinnenkranz, ein Staffelgiebel an der südwestlichen Schmalseite und eine Aussichtsplattform auf dem dreigeschossigen Turmstumpf. Außerdem wurde die hölzerne Zugbrücke in Richtung Stadt durch eine Massivbrücke ersetzt und unterhalb des Burghügels in der Wiesenniederung der Drage ein Landschaftspark angelegt. In den Jahren 1904–1906 erfuhr das Schloss abermals eine Umgestaltung. Diesmal gab man dem in Mode gekommenen Baustil des Neobarock den Vorzug, zu dessen Wegbereitern in Hinterpommern vor allem der seinerzeit sehr bekannte Architekt Paul Korff-Laage aus Mecklenburg gehörte. Im Zuge der Umgestaltung verlor das Hauptgebäude seinen Zinnenkranz, der Stufengiebel „mauserte“ sich zu einem Volutengiebel, der Turm wurde um zwei Etagen erhöht und mit Haube und Laterne versehen, jeder der beiden Trakte erhielt zur Rechten und Linken der gemeinsamen Hofecke einen Balkon, und das Dach des Hauptgebäudes nahm wenigstens zwei kleine Zwerchhäuser auf. Außerdem ließ der Bauherr den in Richtung Stadt weisenden Flügel an seiner südöstlichen Giebelseite, wie bereits oben genannt, um eine aufgestockte Veranda erweitern.[9] Die Abmaße des L-förmigen Schlossgebäudes wiesen in Auswertung der noch vorhandenen Fundamentreste folgende Circagrößen auf: Nordwestseite gesamt 35 Meter, Nordostseite gesamt 33 Meter, südwestliche Schmalseite des Hauptgebäudes 15 Meter, südöstliche Schmalseite des Stadtflügels 11 Meter, Hofseite des Hauptgebäudes 24 Meter und Hofseite des Stadtflügels 18 Meter.
Wann und wie der geschichtsträchtige Herrensitz nach 1945 dem Erdboden gleichgemacht wurde, bleibt hier allerdings dahingestellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel ganz Hinterpommern, und damit auch Falkenburg, an Polen. Im Zuge der polnischen Inbesitznahme aller Häuser und Höfe mussten die deutschen Einwohner die Stadt verlassen und sich westlich der Oder einen neuen Wohnsitz suchen, der anfangs in der Regel mehr als dürftig war.
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[1] Hinz, Johannes: Pommern-Wegweiser durch ein unvergessenes Land, Mannheim 1988, S. 101
[2] Barran, Fritz R.: Städte-Atlas Pommern, Leer 1989, S. 47
[3] Ruprecht, Kurt: Der Landkreis Dramburg. Eine Dokumentation, hrsg. i. Auftr. d. Heimatkreisausschusses Landkreis Dramburg mit Unterstützung d. Patenschaftsträgers Kreis Segeberg, Uetersen/Hamburg 1976, S. 129
[4] Kothe, Julius (Bearb.): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Köslin, Band III: Die Kreise Schivelbein, Dramburg, Neustettin, Bublitz und Rummelsburg, hrsg. i. Auftr. d. Provinzialverbandes, Stettin 1934, S. 40
[5] Sieber, Helmut: Schlösser und Herrensitze in Pommern, 3. Aufl., Frankfurt am Main 1978, S. 116ff.
[6] Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch, Bd. 9, Reihe 1: Pommern, Leipzig 1939
[7] Kothe, Julius (Bearb.): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Köslin, Band III: Die Kreise Schivelbein, Dramburg, Neustettin, Bublitz und Rummelsburg, hrsg. i. Auftr. d. Provinzialverbandes, Stettin 1934, S. 42
[8] Ruprecht, Kurt: Der Landkreis Dramburg. Eine Dokumentation, hrsg. i. Auftr. d. Heimatkreisausschusses Landkreis Dramburg mit Unterstützung d. Patenschaftsträgers Kreis Segeberg, Uetersen/Hamburg 1976, S. 129
[9] Sieber, Helmut: Schlösser und Herrensitze in Pommern, 3. Aufl., Frankfurt am Main 1978, S. 230, sowie Radtke, Gerhard: Kreis Dramburg im Bild, Hamburg 1957, S. 63, 65 u. Abb. 120; siehe auch Granzow, Klaus (Hrsg.): Pommern in 1440 Bildern, Würzburg 2001, S. 417

Abkürzungen:
(†) Untergegangenes Haus
(K) Kurzbeschreibung

  1. Falkenbug (Złocieniec), Fundamentreste der Schlossanlage, Relikte des Stadt- bzw. Südostflügels von Norden, April 1997; Foto: D. Schnell
  2. Falkenburg (Złocieniec), Fundamentreste der Schlossanlage, Relikt des Stadt- bzw. Südostflügels, Februar 2008; Foto: D. Schnell
  3. Falkenburg (Złocieniec), Fundamentreste der Schlossanlage, Gewölbekellerdurchbruch am Stadt- bzw. Südostflügel, April 1997; Foto: D. Schnell
  4. (Bild fehlt)
  5. Falkenburg (Złocieniec), L-förmige Schlossanlage nach ihrer 1904–1906 erfolgten neobarocken Umgestaltung, Hof- bzw. Südostseite, Foto aus: Pommern in 1440 Bildern, hrsg. von Klaus Granzow, Würzburg 2001, S. 417
  6. Falkenburg (Złocieniec), L-förmige Schlossanlage nach ihrer 1904–1906 erfolgten neobarocken Umgestaltung, Foto aus der Vogelperspektive von Süden, aus: Pommern in 1440 Bildern, hrsg. von Klaus Granzow, Würzburg 2001, S. 417