Birkholz (Brzoza) (†) (K)

Der Ort Birkholz (Brzoza), nur drei Kilometer südwestlich von Friedeberg gelegen, tangiert fast den Randbereich der ehemals neumärkischen Kreisstadt (1939 ca. 6000 Einwohner). Nach dem Landbuch Markgraf Ludwig des Älteren von Brandenburg (1324 bis 1351) waren Rittergut und Dorf Birkholz schon 1337 existent. Zu den nachweisbaren Besitzern des herrschaftlichen Anwesens gehörten unter anderem: die von Sanitz (von 1499 bis 1605, anteilmäßig, letzter Inhaber aus dem Geschlecht war Egidius von Sanitz), Ernst von Schöning (ab 1605, anteilmäßig), der Generalfeldmarschall Hans Adam von Schöning (bis 1699, alleiniger Besitzer), der Oberst Hans Ludwig von Schöning (von 1699 bis 1713, dritter Sohn des Vorgenannten), der Jagdjunker Georg Wilhelm von Schöning (von 1713 bis 1740), der Generalleutnant der Kavallerie Erdmann Ernst von Rüitz (von 1740 bis 1756), der Major der Kavallerie Balthasar Christoph von Steinkeller (von 1756 bis 1777, Neffe des Vorgenannten), Abraham Ernst v. St. (ab 1777, Sohn des Majors), Heinrich Sigismund August von Langen-Steinkeller (um 1800, Abrahams Neffe), die von Langen-Steinkeller (nachfolgend)[1] und der Majoratsherr Ernst von Langen-Steinkeller (wenigstens von 1907 bis 1916).[2]
Im Jahre 1907 verfügte das insgesamt 2027 Hektar große Rittergut Birkholz über folgende Nutzflächen: 1050 Hektar Acker und Gärten, 205 Hektar Wiesen, 750 Hektar Holzungen und 15 Hektar Gewässer. Außerdem gebot der landwirtschaftliche Großbetrieb über nachstehenden Viehbesatz: 92 Pferde, 383 Stück Rindvieh, 1300 Schafe und 289 Schweine. Überdies gehörten zum Gut: eine Brennerei, eine Ziegelei sowie eine Schneide- und Walkmühle.[3]

Die pommerschen Bewohner des Ortes mussten ihre Häuser und Höfe gemäß den Bestimmungen des Potsdamer Abkommens vom 2. August 1945 in Richtung der alliierten Besatzungszonen Deutschlands verlassen. Ihre Nachfolger auf den Grundstücken kamen aus Polen.

Das nach 1945 abgängige Herrenhaus bestand aus dem Hauptgebäude (Streichrichtung Nord–Süd, 11 Achsen, zweigeschossig, unterkellert, an Ost- beziehungsweise Parkseite dreiachsiger Mittelrisalit mit Schweifgiebel, über diesem Aufsatz in Dreiecksform, vor Risalit Veranda, wiederum davor über zwei Terrassenfuttermauern reichende Freitreppe, Mansarddach, vier hohe Kaminschornsteine, nach 1740 von Erdmann Ernst von Rüitz errichtet) und einem an die südliche Schmalseite angefügten Erweiterungsbau (drei Achsen, zweigeschossig, ostseitig als Eckrisalit ausgebildet, selbiger mit Schweifgiebel und Pilastergliederung, über dortigem Portal Balkon, Mitte First hohe Welsche Haube in neobarocken Formen, an Südseite Orangerie, wohl Mitte des 19. Jahrhunderts aufgeführt). Gemäß Lageplan des Dorfes verfügte das Haus an der West- beziehungsweise Hofseite in Verlängerung seiner Schmalseiten noch über zwei flügelartige Anbauten, die dem Gebäude ein U-förmiges Aussehen verliehen.[4]

Der Standort des zerstörten Hauses wird heute (März 2013) von einem langgestreckten flachen Stall aus PGR-Zeiten eingenommen, der anscheinend die Funktion eines Hundeaufbewahrungsheimes innehat. Am Nordende der oberen Futtermauer befindet sich ein desolater Eiskeller. Die „Kühltruhe“ unserer Altvorderen besteht aus einem kleinen Vorraum, an den sich der eigentliche Kellerbereich anschließt.

Der Birkholzer Gutspark (ca. zwölf Hektar) grenzt mit seinem Nordende an den buchtenreichen Staviensee. In der teilverwilderten Anlage hat sich auf dem seenahen Geländesporn ein Gedenkstein (großer Findling von kleineren Vertretern seiner Art umgeben) erhalten. Da der Stein weder eine Inschrift noch eine figurale Darstellung aus Bronze oder Guss (wahrscheinlich mutwillig entfernt) aufweist, kann seine genaue Zweckbestimmung nur erahnt werden. Die Nachkriegszeit überdauert hat überdies die Springbrunneneinfassung unterhalb der beiden Terrassen. Leider ist das sprudelnde Nass des Brunnens schon lange versiegt.

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[1] Schütt, R.: Gut und Gemeinde Birkholz (1937–1916), in: Heimatkalender für den Kreis Friedeberg Neum., hrsg. v. Kreis-Ausschuß des Kreises Friedeberg Neum., 5. Jg. (1920), S. 15f.

[2] Ebd., S. 17, vgl. auch Niekammers’s Landwirtchaftliches Güter-Adressbücher, Bd. 7: Brandenburg, Stettin 1907

[3] Niekammers’s Landwirtchaftliches Güter-Adressbücher, Bd. 7: Brandenburg, Stettin 1907

[4] Schütt, R.: Gut und Gemeinde Birkholz (1937–1916), in: Heimatkalender für den Kreis Friedeberg Neum., hrsg. v. Kreis-Ausschuß des Kreises Friedeberg Neum., 5. Jg. (1920), Abbildungen auf S. 16 u. 17; siehe auch Heimatkalender für den Kreis Friedeberg Nm., hrsg. v. Kreis-Ausschuß d. Kreises, 7. Jg. (1922), Abb. auf Seite des Monats Juni

 

Abkürzungen:
(†) Untergegangenes Haus
(K) Kurzbeschreibung
PGH – Produktionsgenossenschaft des Handwerks

  1. Birkholz (Brzoza), Standort des abgängigen Herrenhauses und eines jetzigen Stallgebäudes hinter der obersten Terrassenfuttermauer, von Osten gesehen, März 2013; Foto: D. Schnell
  2. Birkholz (Brzoza), Eiskeller an Nordecke der obersten Terrassenfuttermauer vor abgängigem Herrenhaus, von Norden gesehen, März 2013; Foto: D. Schnell
  3. Birkholz, Herrenhaus, Park- bzw. Ostseite, Bild als Repro aus Heimatkalender Kreis Friedeberg Nm., Bl. Juni, 1927