Alt Döberitz (Stara Dobrzyca)

Der Ort Alt Döberitz (Stara Dobrzyca), im 19. Jahrhundert nur Döberitz genannt, liegt zehn Kilometer nordöstlich von Regenwalde. Das Gemeinwesen befand sich gemäß der von den Herzögen Bogislaw X., Bogislaw XIII., Philipp II. und Franz ausgestellten Lehnbriefe von 1503, 1605, 1615 und 1617 im Besitz der Herren von Borcke.[1] In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gehörte Alt Döberitz dem auf Regenwalde und Stargordt gesessenen Cornet Andreas von Borcke. Dieser war mit Benigna Maria geb. von Wedel aus dem Hause Schwerin vermählt. Zu ihren Kindern zählte unter anderem der spätere preußische Genaralfeldmarschall Adrian Bernhard von Borcke (1668–1741, Herr auf Stargordt und den zugehörigen Pertinenzen).[2] Besitznachfolger auf Alt Döberitz wurde der Generalmajor Ernst Matthias von Borck (bis 1690). Von ihm fiel das Lehen anschließend an folgende Besitzer: Adam Heinrich von List (von 1690 bis 1696), der Prälat und Kammerherr Casimir Wedig von Bonin (von 1696 bis 1727), der Leutnant Ulrich Bogislaw von Bonin (von 1727 bis nach 1750, Sohn des Vorgenannten), Sophie Auguste Ulrike von Bonin (älteste Tochter des Vorbesitzers, war bis 1777 mit dem Hauptmann Georg Henning von Brockhusen und von 1789 bis 1798 mit dem Leutnant Ernst von Borck vermählt), Friedrich Ernst Christian von Lehmann (von 1798 bis 1803, Schwiegersohn der Sophie Auguste), die Witwe Sophie Elisabeth von Borck (ab 1803), die Ehefrau des Hauptmanns von Zadow (wird 1828 genannt), die Ehefrau des Hauptmanns von Wulfen (wird 1842 erwähnt, es ist nicht auszuschließen, dass es sich bei den drei letztgenannten Damen um ein und dieselbe Person handelte), ein Herr Graßhoff (von 1843 bis 1852), ein Herr Boldt (von 1852 bis 1855), Otto Heinrich Ludwig Gustav von Bülow (ab 1855, geb. 1825 zu Kamin im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin), von Knebel (wird 1873 genannt),[3] Georg Schultz (1911 erwähnt) und Wilhelm Graf Finck von Finckenstein (erscheint 1939 in den Annalen, wahrscheinlich der letzte deutsche Besitzer des Gutes bis Anfang 1945).[4]

Mitte des 19. Jahrhunderts gehörten zum Gutsbezirk Alt Döberitz die Vorwerke Neu Döberitz, Louisenhof, Neuhof, Überschlag und Ulrikenhof mit insgesamt 1164 Hektar Ackerland, das wegen seiner geringen Ergiebigkeit bei der „Grundsteuer-Veranlagung“ weit unter dem Kreisdurchschnitt lag.

1939 verfügte das Rittergut über einen Flächenumfang von 1020 Hektar, davon waren 460 Hektar Acker und Gärten, 45 Hektar Grünland und 430 Hektar Holzungen. Außerdem gebot der landwirtschaftliche Großbetrieb zu der Zeit über folgenden Viehbesatz: 50 Pferde, 86 Stück Rindvieh, 240 Schafe und 80 Schweine. Als Verwalter fungierte zwischen den beiden Weltkriegen Wilhelm Ernst Graf Finck von Finkenstein.[5]

Im Frühjahr 1945 fiel Alt Döberitz in die Hand der Roten Armee. Wer von der deutschen Bevölkerung nicht schon vorher über die Oder geflohen war, musste sein Brot nun unter russischem Kommando verdienen. Mit dem Eintreffen polnischer Siedler ging die Ausweisung der noch daheim gebliebenen pommerschen Familien einher.

Das auf uns überkommene Herrenhaus war im April 1998 bereits eine „Fastruine“. Der eher bescheidene Putzbau (7 × 3 Achsen, zweigeschossig, Eckquaderung, an Hof- beziehungsweise Nordwestseite mit Pilastergliederung, Krüppelwalmdach, Mauerwerk mit eingesprenkelten Feldsteinen versehen) besitzt an jeder seiner beiden Längsseiten einen Mittelrisalit (pro Vertreter: drei Achsen, flacher Frontispiz), von denen das südostseitige Exemplar mit einem angefügten Altan (wird von Säulen gestützt) aufwarten kann. Wahrscheinlich wurde das Haus im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts errichtet. Es ist jedoch auch nicht auszuschließen, dass der hier in Erwägung gezogene Baubeginn älteren Datums ist. Der ehemals an der östlichen Schmalseite vorhandene Seitenflügel (jüngeren Datums, zweigeschossig, Flachdach, wohl um 1990 abgängig) entsprach in etwa dem Anbau des Poberower Herrenhauses (im Kreis Rummelsburg gelegen), wobei Letzteres große Ähnlichkeit mit dem in Alt Döberitz aufweist.

Der sich um den alten Adelssitz ausbreitende Park nimmt schwerpunktmäßig den östlichen Uferbereich des dortigen Landsees ein. Leider ist die umfangreiche Anlage, zu deren Solitären eine vierstämmige Linde auf einem in Seenähe gelegenen Hügel gehört, verbuscht und verwildert.

Nach der Auflösung des polnischen Staatsgutes (PGR) um 1990 hatten die noch aus deutscher Zeit stammenden Ökonomiegebäude ausgedient. Ihr Erhaltungszustand entsprach 1998 in etwa dem des desolaten Herrenhauses.

 

Abkürzungen:

PGR – Państwowe Gospodarstwo Rolne (Staatlicher Landwirtschaftsbetrieb)

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[1] Berghaus, Heinrich: Landbuch des Herzogthums Pommern, II. Th., Bd. 7, enthaltend den Kreis Regenwalde und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern, Berlin, Wriezen an der Oder und Angermünde 1874, S. 705

[2] Borcke, Wulf-Dietrich von: Zwischen Europas Kriegsschauplätzen und Preußens Außenpolitik. Adrian Bernhard Graf von Borcke-Stargordt – erster Schlossherr von Stargord in Pommern, in: Pommern, Zeitschrift für Kultur und Geschichten, XLV. Jg. (2007), Heft 4, S. 7

[3] Berghaus, Heinrich: Landbuch des Herzogthums Pommern, II. Th., Bd. 7, enthaltend den Kreis Regenwalde und Nachrichten über die Ausbreitung der römisch-kathol. Kirche in Pommern, Berlin, Wriezen an der Oder und Angermünde 1874, S. 705f.

[4] Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch, Bd. 3, Reihe 1: Pommern, Leipzig 1911 u. 1939

[5] Niekammer’s Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch, Bd. 9, Reihe 1: Pommern, Leipzig 1939

1. Alt Döberitz (Str. Dobrzyca), Herrenhaus, Hof- bzw. Nordwestseite, April 1998; Foto: D. Schnell

2. Alt Döberitz (Str. Dobrzyca), Herrenhaus, Parkseite, April 1998; Foto: D. Schnell

3. Alt Döberitz (Str. Dobrzyca), Herrenhaus von Osten, April 1989; Foto: D. Schnell