Hufenklassifikation


Die Darstellung der Ergebnisse erfolgt vorläufig in vereinfachter Form. Nicht enthalten sind die Daten des Quellverzeichnisses, nämlich der alte Orts- und der alte Kreisname, der Name der Textbearbeiter, die Angaben zur Findstelle und anderes. Ferner gibt es noch keine Hilfsmittel zur Suche nach gleichen, aber unterschiedlich geschriebenen Namen.

Pommerscher Greif e.V. > Einführung

Einführung

Allgemeines

Die Blankenseesche Hufenklassifikation ist ein Steuerkataster, das der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. kurz nach seinem Regierungsantritt veranlasste, um die von der Landbevölkerung zu tragenden Lasten - der Adel war steuerfrei - gerechter zu verteilen. Dazu bereiste eine Kommission unter der Leitung des Generalmajors von Blankensee 1717 das Herzogtum Hinterpommern, 1718 die Neumark und 1719 das Fürstentum Cammin und untersuchte die Dörfer und steuerpflichtigen Städte. Dabei wurden neben den Namen der fast ausschließlich adligen Besitzer auch die der Bauern, Kossäten, der Verwalter und anderer Landbewohner notiert; ferner wurden 27 Fragen gestellt, um daraus die Besteuerung abzuleiten. Die Originale dieser Klassifikation sind erhalten und befinden sich im Landesarchiv in Greifswald - 10 Bände mit je 500 bis über 1000 Blättern. Zwei Reinschriften der Klassifikation, die früher im Geheimen Staatsarchiv bzw. im Staatsarchiv Stettin lagen, sind seit dem Kriege verschollen - bis auf einen Band des Kreises Stolp, der als Bd. 11 sich ebenfalls in Greifswald befindet.

Aus mehreren Veröffentlichungen Ende der dreißiger Jahre,1 2 3, geht hervor, dass zu diesem Zeitpunkt die Verkartung der Hufenklassifikation bereits einmal abgeschlossen war und die Drucklegung vorbereitet wurde. Dazu ist es aber nicht gekommen - zumindest nicht im vollen Umfange. Nur Richard Maske4, Hugo Hasse5 und Adelheid von Livonius6 haben vor dem Krieg noch publiziert. Die Klassifikation der Neumark7war schon 1928 veröffentlicht worden.

Genealogisch ist die Hufenklassifikation - sie enthält nach einer alten Schätzung 16.000 Namen - eine wichtige Quelle, weil die ländliche Bevölkerung bis weit ins 19. Jahrhundert an die Scholle gebunden war. Wenn also ein Name 1717 in einem Dorf vorkommt, findet man ihn 150 Jahre später in der Regel dort immer noch.

Sozialhistorisch enthält die Hufenklassifikation darüber hinaus viele Informationen, die bis heute nicht umfassend ausgewertet worden sind. Hierzu gibt es weitere wichtige Veröffentlichungen von C. A. Zakrzewski8, K. Lips9 und Werner Lemke10.

Buchcover

Die neue Verkartung

Der Pommersche Greif hatte sich 2006 die Aufgabe gestellt, die Verkartung der Hinterpommerschen Hufenklassifikation neu in Angriff zu nehmen. Drei Jahre lang wurden die vom Landesarchiv Greifswald mikro-verfilmten und im Auftrage des Greifs digitalisierten Bände 1 bis 10 von Vereinsmitgliedern bearbeitet und Ende 2009 als Sonderheft des Sedina-Archivs veröffentlicht. Der Band enthält bei einem Umfang von 542 Seiten nach einer Einleitung die nach Kreisen gegliederte Liste der Orte und Mediatsstädte mit Vor- und Familiennamen, Stand und Rang der Besitzer, der Bauern, Kossäten und sonstigen, von der Kommission notierten Einwohnern, ferner eine Liste der Familiennamen, des Adels und des Adelsbesitzes.

Das Buch kann zum Preise von 35,- Euro zuzüglich Porto- und Versandkosten beim Pommerschen Greif e.V. bezogen werden: Ralf Wiedemann


Datenbank

Die wichtigsten Ergebnisse können online in dieser Datenbank eingesehen werden. Zusätzlich sind außerdem rund 1.260 Namen enthalten (digitalisiert von Henry Kuritz), die Adelheid von Livonius 6aus den Prästationstabellen des Jahres 1732 der Amtsdörfer der Kreise Schlawe und Stolp ermittelt hat. In absehbarer Zeit sollen die Namen aus den neumärkischen Kreisen hinzukommen, die später zu Pommern gehörten. Nicht enthalten sind in dieser Datenbank die Namen der adligen Besitzer.

Erfasste Orte

Nebenstehende Graphik zeigt in weiß die hinterpommerschen Kreise nach dem Stand von 1945, auf deren Gebiet im wesentlichen die Hufenklassifikation 1717 und 1719 durchgeführt wurde. Die blauen Flächen sind Kreise, die damals zur Neumark gehörten und 1718 klassifiziert wurden.

Die roten Punkte markieren die in der Klassifikation enthaltenen und bearbeiteten Orte. Wie man sieht, gibt es deutliche Lücken - es fehlen also Orte, im wesentlichen - weil sie damals zu den nicht klassifizierten Amtsdörfern oder zur Neumark gehörten.


Geographische Verteilung der Familiennamen

Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass wegen der Ortsgebundenheit der Landbevölkerung bis zur Mitte des 19. Jahrhundert die Hufenklassifikation einen Hinweis auf den ursprünglichen Herkunftsort einer Familie geben kann. Es liegt auf der Hand, dass besonders häufige Namen keine lokalen Schwerpunkte aufweisen. Krüger etwa, in seinen verschiedenen Schreibweisen, ist über das ganze Land ziemlich gleichmäßig verteilt. Verteilung des Familiennamens Krüger

Bei den beiden folgenden Namen, Kunde und Plack, sehen wir eine mehr oder minder starke Konzentration in bestimmten Gegenden. Da die Besiedlung Hinterpommerns zum größten Teil bereits vor Einführung von Familiennamen geschah, dürfte der Name an dieser Stelle entstanden sein. Verteilung des Familiennamens Kunde Verteilung des Familiennamens Plack


Literatur

1Emil Gohrbandt: "Das Bauernlegen" in Baltische Studien N.F. 38, Fußnote 3 Seite 196. In diesem Zusammenhang mag auch noch kurz angemerkt werden, dass die Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde z. Zt. die Herausgabe der hinterpommerschen Hufenklassifikation, deren Verkartung mit dankenswerter Unterstützung der Deutschen Akademikerhilfe Berlin und der Landesbauernschaft Pommern bereits durchgeführt werden konnte, durch Herrn Dr. Kaufmann vorbereiten lässt."

2Konrad Rittershausen: "Die Hufenklassifikation in Hinterpommern 1717-1719", Der deutsche Roland Bd. 7 (1936-1937)

3Roland Seeberg-Elverfeldt in Monatsblätter der Ges. f .pomm. Geschichte und Altertumskunde, 52. Jg. 1938 Nr.4, S. 91-96

4Richard Maske: "Geschichte der Stadt Bad Polzin i. Pom.", 1937, Kommissionsverlag L. Sauniers Buchh. Stettin

5Hugo Hasse: "Die ritterschaftlichen Dörfer des Kreises Kolberg nach der Hufenklassifikation v. 1717/19", Monatsblätter, Heimatbeilage Kolberger Zeitung, 13, 1936, Nr. 3-12; 14, 1937, Nr. 1-4; 15, 1938, Nr. 2, 3, 5.

6A. v. Livonius: "Die Bevölkerung der Kreise Stolp, Schlawe und Rummelsburg kurz nach 1700", Ost-pommersche Heimat 10. -15. Fortsetzung 1939, Folge Nr. 10-25

7P. Schwartz: Die Klassifikation von 1718/19, Die Neumark, Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Neumark, 1927. Enthält in Heft 4 auch die später pommerschen Kreise Dramburg und Schivelbein.

8C. A. Zakrzewski: "Die hinterpommersche Klassifikation" in "Die wichtigeren preussischen Reformen der direkten ländliche Steuern im achtzehnten Jahrhundert", Herausgeber Gustav Schmoller, 1887, Leipzig, Staats- und socialwissenschaftliche Forschungen, 7. Bd, H. 2, Dunker & Humblot.

9K. Lips: "Die Hufenklassifikation in Hinterpommern und der Neumark von 1717 bis 1719", Allgemeine Vermessungsnachrichten, Nr. 41, S. 646ff, 1933.

10Werner Lemke: Der ritterschaftliche Kreis Neustettin nach der Klassifikation von 1717, Balt. Stud. N.F. Bd. 36 S. 202-231, 1934



Die Erfassung der Hufenklassifikation wird koordiniert von: Bodo Koglin


Programmierung: Hans-Jürgen Wolf